Auf den Spuren der Fellowship of the Ring - Neuseeland über den Jahreswechsel 2007/2008

Ein sommerlicher Winterurlaub vom 23. Dezember 2007 - 20. Januar 2008

von Thomas & Kerstin Frank

Mitwirkende:

Kerstin, Thomas & Jörg vom DAV Chemnitz

Highlights der Reise:

Hooker Glacier Valley und Besteigung des Mt. Ollivier (1933m)
Te Anau - Milford Track
Rob Roy Glacier Valley Track, East Branch of Matukituki River, Mt. Aspiring NP
Besteigung des Avalanche Peak (1833m), Arthurs Pass
Besteigung des Mt. Tongariro (1978m)
Besteigung des Mt. Ruapehu (2797m)
Besuch von White Island - Neuseelands aktivstem Vulkan

Vorwort

Der Jahreswechsel 2007/2008 war für einen längeren Fernurlaub recht verlockend, da die Feiertagsdichte hier extrem groß war. So planten wir schon recht frühzeitig mit unserem langjährigen Bergspezl Jörg einen 4-wöchigen Urlaub in dieser Zeit, wobei bei den ersten Planungen auch eine Reise nach Südamerika durchaus noch in Erwägung gezogen wurde. Aber im Sommer 2007 fokussierte sich unser Interesse dann mehr und mehr auf Neuseeland. Kerstin und ich hatten Neuseeland schon einmal über 6-7 Wochen in 1996 mit unseren Freunden Elena & Rainer bereist, während Jörg vorher noch nicht in Down Under gewesen war.

Unsere Reisevorbereitungen begannen wie meist bei unseren Fernreisen bereits sehr frühzeitig. Eine der aufregendsten Dinge dabei war, pünktlich zur Eröffnung des Trekking-Permit-Servers des DOC (Department of Conservation von Neuseeland) am 1. Juli 2007 um 09:00 Uhr NZ- Ortszeit (also am 30. Juni 2007 23:00 Uhr deutscher Ortszeit) die entsprechenden Great Walk Tickets für den berühmten Milford Track zu erhalten. Ganz offensichtlich sind diese Permits außerordentlich begehrt, und wir waren auf keinen Fall allein online. Eine Menge Leute aus der ganzen Welt versuchten zur Eröffnung der Saison Permits für diesen weltbekannten Track für ihre Wunschtermine zu erhalten und man konnte in dem Online-Kalender buchstäblich zuschauen, wie sich die Anzahl der verfügbaren Permits mit jeder Minute verringerte. Auf Grund des Ansturms stürzte der Server in Neuseeland während unserer Buchungsversuche auch mehrere Male ab oder war nicht mehr online erreichbar. Aber nach hartnäckigen 2,5 Stunden hatten wir unsere Buchung für die 3 Permits für den Milford Track vom 1.-4. Januar 2008 in der Tasche. Damit hatten wir einen Kernbestandteil unserer Neujahrsreise gebucht. Die Buchung von Flügen und Mietwagen war danach nur noch reine Formsache und am 23. Dezember 2007 starteten wir mit unserem Freund Jörg von Chemnitz aus zu unserer Reise um die Welt.

Sonntag, 23. Dezember 2007:

(see subtitle)

Wir starten mit unserem Ford Focus von Chemnitz aus, nachdem Jörg zu uns gestoßen ist und sein Auto in unserer Tiefgarage untergestellt hat. Wir haben Flüge gebucht, die uns zunächst mit ANA von Frankfurt nach Tokio bringen, wo uns dann ein Weiterflug mit Air New Zealand nach Christchurch bevorsteht, der uns nach insgesamt 22 Stunden Flugzeit und 2,5 Stunden Aufenthalt in Tokio Narita Airport nach Neuseeland bringt. Für den Rückflug werden wir über San Francisco nach Frankfurt fliegen, so dass wir auf dieser Reise eine tatsächliche Weltumrundung erleben.

Ohne Zwischenfälle kommen wir bei trübem Wetter und Temperaturen so um die Null Grad nach Frankfurt, stellen unser Auto für 4 Wochen im Parkhaus von Airparks unter (vorgebucht für 99 EUR) und werden mit dem Shuttle zum Flughafen gebracht. Das Gepäck wird bis nach Christchurch durchgecheckt, und dann folgt eine der gründlichsten Flugsicherheitskontrollen, die ich je erlebt habe. Mit ein wenig Verspätung startet unser Flieger gegen 20:30 Uhr nach Tokio Narita Airport.

Montag, 24. Dezember 2007:

Heute ist eigentlich Weihnachten. Aber wir werden den Tag nur in Flugzeugen und auf Flughäfen verbringen. Der Flug nach Tokio ist zunächst ein Nachtflug und wir können auch ganz gut schlafen. Die Sitzabstände im ANA-Flieger (eine Boeing 747) sind etwas Japaner-typisch eng bemessen, aber es geht schon. Unterwegs gibt es Ratatouille und Bourne Ultimatum aus dem Bord-Entertainment-System. Nach Sonnenaufgang fliegen wir über das winterliche Sibirien mit von oben sehr schön anzuschauenden, wild mäandrierenden Flüssen, deren Lauf keines Menschen Hand je gestört hat. Mit ein wenig Verspätung landen wir gegen 16:30 Uhr Ortszeit auf Narita Airport, wodurch unser Umstieg auf die Maschine von Air New Zealand etwas knapp zu werden droht. Wir müssen das Terminal wechseln, verlassen aber zum Glück nicht den Flugsicherheitsbereich und müssen auch keine Imigration durchlaufen. Im Transitraum feiern wir mit dem Abschieds-Weihnachtspäckchen unserer Chemnitzer Freunde Regina & Frank den Weihnachtsabend. Im Päckchen sind sogar ein paar selbst gebackene Weihnachtsplätzchen.

(see subtitle)

Zum anderen Terminal soll uns auf Narita eigentlich ein Bus bringen, der alle 30 Minuten verkehrt. Doch der erste Bus kommt an und ist total überfüllt, so dass uns ein Einsteigen nicht gestattet wird und auch nicht möglich wäre. Nun wird's mit unserem Anschluss an die Maschine nach Christchurch langsam wirklich eng. Doch die japanischen Flughafen-Security-Beamten haben es absolut mit der Ruhe weg. Sie treffen zunächst keinerlei Anstalten, uns zu einem pünktlichen Transfer zum anderen Terminal zu verhelfen. Einziger Trost ist, dass wir mittlerweile so an die 15 Personen sind, die den anderen Flieger erreichen wollen. Einige von ihnen sind aufgrund ausgefallener Maschinen wegen Londoner Nebels schon zwei Tage unterwegs und entsprechend genervt. Es wird Druck gemacht, und irgendwann bringt es dann doch mal einen leeren Shuttle-Bus angedreht und per Schienenbahnanschluss erreichen wir schließlich unser Abflug-Terminal und -Gate. Zwei Minuten später ist Boarding und wieder starten wir mit 1/2 Stunde Verspätung in Richtung Christchurch.

Der Flug mit Air New Zealand ist einer der angenehmsten, den wir bisher gehabt haben - die Fluggesellschaft verdient ihren guten Ruf zu Recht. Eine supermoderne Boeing 777, gutes Essen, guter Bordservice, ein Entertainment-System separat für jeden Platz mit an die 40 verschiedenen Filmen - darunter natürlich die komplette Lord-of-the-Rings-Trilogie zur stilechten Einstimmung auf unseren Neuseeland-Urlaub. Schließlich hat Kerstin auch das Location-Book der 178 Drehorte von LotR - Lord of the Rings - im Gepäck! Wir haben auch reichlich Platz, da die Maschine nicht voll besetzt ist. Der abendliche und früh morgendliche Bord-Service erfolgt durch die Stewards im Weihnachtsmann-Kostüm.

Dienstag, 25. Dezember 2007:

In den Morgenstunden nähern wir uns der Südinsel von Neuseeland. Die Boeing 777 fliegt Christchurch von Westen her an, und so sehen wir schon aus dem Flugzeug den Mt. Cook mit seinen großen Schneefeldern und Gipfelgletschern aus der Kette der Südalpen aufragen. Wir landen nach über 24 Stunden langer Reise ziemlich pünktlich um 9:50 Uhr Ortszeit in Christchurch. Beim Zoll und Quarantäne-Check deklarieren wir unsere Campingausrüstung und unsere Trekkingnahrung, es gibt damit aber keinerlei Probleme. Nur der Lebensmittel-Spürhund interessiert sich für Kerstins Rucksack, in dem sich die Reste der Weihnachtsplätzchen befinden. Doch die Zöllnerin erkennt das kleine Päckchen nicht als Neuseeland-bedrohende Kontrabande und lässt uns passieren. Mit freundlichen Worten und guten Wünschen für unseren Neuseeland- Urlaub bekommen wir unser Visum - was für ein wohltuender Unterschied zu einer Einreise in die USA. Man fühlt sich tatsächlich willkommen im Land der Hobbits. Neuseeland begrüßt uns mit sommerlich warmem und sonnigem Wetter.

Mit dem Taxi geht es für 30,-NZ$ in das per Internet vorbestellte und gut geführte viktorianische Windsor-Hotel, wo wir trotz früher Stunde auch gleich unser 3-Bett-Zimmer bekommen. Nach dem langen Flug ist das erste Grundbedürfnis eine Dusche und kurzes Ausruhen. Das Windsor- Hotel ist vielleicht wegen seiner etwas altertümlichen Einrichtung etwas gewöhnungsbedürftig. So gibt es auch nur gemeinschaftlich genutzte Waschräume und Duschen auf dem Gang. Aber jeder Gast bekommt einen strahlend weißen Bademantel, alles ist sauber und gepflegt und es ist kein Problem. Die Hotelbesitzer kümmern sich liebevoll um ihre Gäste. Dann machen wir uns zu Fuß auf in die Stadt, deren Zentrum in erlaufbarer Entfernung liegt. Der 25. Dezember ist der Einzige in Neuseeland ernst gemeinte Feiertag, und so hat heute so gut wie nichts geöffnet, nicht die Mietwagenstationen und noch nicht einmal Gaststätten. Zu großen Besichtigungen wären wir heute sowieso nicht fähig, und so besichtigen wir die Kathedrale von Christchurch und den botanischen Garten. Nach ein wenig Suchen finden wir sogar ein geöffnetes Restaurant zum Mittagessen. Am späteren Nachmittag müssen wir uns dann zur Ruhe ins Hotel begeben, wenn uns nicht wegen unseres Jetlags im Stehen die Augen zu fallen sollen. Abends gehen wir aber nach 2 Stündchen Schlaf noch mal in die Stadt, auch wegen der Nahrungssuche. Diese endet aber wegen des Feiertags schließlich mit einem wenig aufregenden und auch wenig zufriedenstellenden Mahl bei KFC mit Burger und matschigen Pommes. Zum Glück bleibt das das schlechteste Essen, was wir in den 4 Wochen in Neuseeland zu uns nehmen werden.

Mittwoch, 26. Dezember 2007:

Heute Morgen regnete es mehrfach kurz. Das Hotelpersonal rät uns trotzdem zur Sonnencreme, denn die UV-Strahlung sei immer vorhanden. Der Plan sieht aber zunächst sowieso eine Indoor- Attraktion vor. Wir besuchen heute das Christchurch Antarctic Center. Grundstein dieser Ausstellung über die Antarktis, Flora & Fauna, die Antarktisstationen und deren Ausrüstung und Versorgung, Klima & Wetter, etc. ist, dass Christchurch die Basis der Amerikaner beherbergt, von der aus die amerikanischen Antarktisstationen zu Wasser und aus der Luft versorgt werden, so auch die McMurdo- und die Südpol-Station.

Bevor wir uns die Ausstellung ansehen, nehmen wir aber noch unseren Mietwagen für die kommenden Wochen bei Maui in Empfang. Es wird ein großer Kombi, ein recht amerikanischer Stationwagon vom Typ Ford Falcon, dem bei uns noch am ehesten ein Ford Mondeo entspricht. Für uns drei mit unserer Camping-Ausrüstung ist es das perfekte Fahrzeug. Der Kofferraum ist so tief, dass man die Rückwand der Rücksitze nicht mit den Händen erreichen kann, wenn man mit den Knien an der Stossstange steht und sich weit nach vorn beugt. Auf die Ladefläche passen unsere drei großen Trekking-Rucksäcke liegend nebeneinander und selbst dann ist noch viel Platz für unsere Schlafsäcke & Zelte, Campingküche, etc.. Einziger Kritikpunkt an dem Fahrzeug ist seine etwas schwammige Lenkung und der mäßige Geradeauslauf des Fahrzeugs, was beständige kleine Korrekturen während der Fahrt erfordert. Aber wir fahren damit ja auch nicht Tempo 200 auf deutschen Autobahnen, sondern sind im Urlaub.

In der Antarktis-Ausstellung in der Nähe des Flughafens besuchen wir als erstes die Fütterung der kleinen Blau-Pinguine, die vielleicht bis zu 35cm groß werden. Weitere Attraktionen sind eine Klimakammer, in der alle 30 Minuten ein Schneesturm mit Temperaturen von -18 Grad Celsius ausbricht, die Ausrüstung der Polarforscher, Fossilienfunde und detaillierte Informationen zur Geologie der Antarktis und vieles mehr. Es ist wirklich eine interessante und unterhaltende Ausstellung. Nach ca. 3 Stunden in der Ausstellung und Mittagessen machen wir uns auf den Weg zum Einkaufen unserer Vorräte für die kommenden Tage. Der immer zu Beginn einer Tour gigantische Einkaufszettel wurde aus unseren Erfahrungswerten schon in Deutschland gefüllt, das macht es einfacher, sich in den Riesen-Supermärkten nur noch auf das Suchen nach den benötigten Lebensmitteln zu konzentrieren. Zudem müssen wir dabei unseren Freund Jörg "beaufsichtigen", der auf Grund mangelnder englischer Sprachkenntnisse Lebensmittel mehr nach ihrer Verpackung und sich dabei einstellendem möglichen Wiedererkennungswert beurteilt. Das funktioniert nicht immer zuverlässig. Morgen soll uns unser Weg in die Region vom Mt. Cook Village führen und dort am Ende der zivilisierten Welt im Tal der Tasman, Mueller & Hooker Glacier gibt es nicht so viele Einkaufsmöglichkeiten.

Nachdem es heute immer mal wieder regnerisch war, verspricht der Wetterbericht für übermorgen und Samstag schönes Wetter. Wir haben große Hoffnungen, nachdem wir 1996 schon einmal am Mt. Cook gewesen sind, den Berg aber nie tatsächlich zu Gesicht bekommen haben, da die ganzen Tage in der Region sehr regnerisches und bewölktes Wetter geherrscht hatte.

Nachmittags unternehmen wir nochmals einen kurzen Abstecher ins Zentrum von Christchurch und decken uns in einem Outdoor-Laden mit Kocherbenzin, Gaskartuschen und Mückenschutz gegen die hier so beliebten Sandflies ein. Abendessen gibt es heute entsprechend einer Empfehlung unseres Reiseführers im Dux-du-Lux - einem Pub mit eigener Brauerei. Zu dem tatsächlich sehr guten Bier gibt es sehr köstlichen Lachs und vegetarisches Curry. Die Atmosphäre in dem Pub ist sehr angenehm neuseeländisch-relaxed.

Donnerstag, 27. Dezember 2007:

(see subtitle)

Früh in Christchurch herrscht bestes sonniges Wetter. Wir packen unsere Siebensachen im Windsor-Hotel zusammen, beladen unser Auto und starten in Richtung Mt. Cook. Die Küstenstraße 1 ist dabei noch nicht wirklich aufregend. Interessant wird es erst, als wir uns auf kleineren Landstraßen auf das Gebirge der Südalpen zu bewegen. Die Landschaft wird abwechslungsreicher. Noch bei Sonne kommen wir zum Lake Tekapo. Hier essen wir zu Mittag und unternehmen einen kurzen Spaziergang am See, an dessen Ufern große bunte Lupinen- Wiesen blühen. Es herrscht über dem See ganz eigenartige Lichtstimmung, da am anderen Ende des Sees in Richtung der Südalpenkette eher Unwetterstimmung herrscht, während bei uns noch die Sonne scheint.

(see subtitle)

Weiter geht es zum Lake Pukaki und dann entlang des linken Seeufers hinein ins Tasman River Valley zum Mt. Cook Village. Hier wird das Wetter schnell schlechter, da wir uns direkt in eine Regenfront hinein bewegen. Wir fahren die Strasse bis zu deren Ende am Mt. Cook Village. Doch hier regnet es wirklich in Strömen. Unseren ursprünglichen Plan, hier in direkter Nähe zum Hooker Valley auf dem DOC Campingplatz die nächsten Tage zu übernachten, geben wir schließlich auf. Der Campingplatz, den wir von 1996 noch als recht idyllisch inmitten von Bergwiesen gelegen in Erinnerung haben, entpuppt sich in 2007 als ein recht verwüstetes schlammiges Stückchen Erde ohne Infrastruktur außer einem wenig behaglichen Shelter des DOC. Es gibt hier kaum ebene Plätze, um ein Zelt aufzustellen. Der ganze Platz ist sehr steinig und schlammig, als wäre eine Mure über den Platz hinweg gegangen. So beschließen wir, die Straße wieder ein Stück zurückzufahren in Richtung Twizel, auch wenn es uns nicht unbedingt euphorisch stimmt, die kommenden Tage für die geplanten Touren immer eine längere An- und Abfahrt zu haben. Wir fahren bis nach Glentanner Park Center (ca. 20 km vom Mt. Cook Village), wo sich neben einer Tankstelle, einem kleinen Restaurant und einer Helikopter- Landebasis für Mt. Cook-Rundflüge auch ein recht nett gelegener Campingplatz mit einem bestens eingerichteten Aufenthaltsraum mit großer Küche befindet. Gegenüber dem sehr basic ausgestatteten DOC-Campingplatz im Hooker Valley ist das sicherlich die bessere Wahl. Im leichten Nieselregen bauen wir unsere Zelte auf. Das erste Mal werden wir in unserem neu gekauften Hilleberg-Zelt übernachten. Da wir nach der heutigen Fahrt keine Lust mehr auf Selberkochen haben, rücken wir zum Abendessen in das kleine Restaurant ein. Der Wetterbericht verspricht uns für die kommenden zwei Tage Superwetter am Mt. Cook.

Freitag, 28. Dezember 2007:

(see subtitle)

Der Wetterbericht behält recht. Schon in der Nacht hört der Regen auf. Am Morgen hat es deutlich abgekühlt und ist größtenteils klar. Nur über den Bergkamm von Westen (die Wasserscheide der Insel) schiebt es von der Tasmanischen See her noch beständig Wolken. Wegen der Morgenkälte haben wir nicht lange geschlafen (vielleicht macht sich hier auch noch immer die Zeitumstellung bemerkbar), und so sind wir schon um 6:30 Uhr auf. Wir frühstücken im großen Aufenthaltsraum des Campingplatzes, der mit großer Küche, Kühlschränken, Elektroherden und einem Fernseher ausgestattet ist. Nach dem Frühstück packen wir zusammen und fahren die kurze Strecke zum DOC Campground im Hooker Valley. Schon von unterwegs (see subtitle) und vom Campground haben wir erste Ausblicke auf den Mt. Cook, dessen Gipfel sich immer wieder zeigt. Es verspricht ein schöner Tag zu werden, auch wenn sich momentan noch an dem einen oder anderen Gipfelgrat Wolken festhalten.

Wir beschließen daher, heute die gemäßigte Eingehtour durchs Hooker Valley bis zum Rand des Hooker Glaciers zu nehmen. Gegen 8:30 (see subtitle) Uhr starten wir am Parkplatz am Ende der Schotterstrasse. Der Weg geht vorbei am Mountain Memorial, dem Mueller Lake, über zwei Swing-Bridges bis zum Hooker Lake. Am Ufer des Hooker Lake machen wir über eine Stunde Rast und können zusehen, wie der wunderschön vergletscherte Gipfel des Mt. Cook mehr und mehr von Wolken freizieht. Auf dem Hooker Lake treiben große Eisberge, die vom Rand des Hooker Glacier abgebrochen sind. Einer von ihnen zerbricht und dreht sich, während wir in unmittelbarer Nähe rasten. Nach ausgiebigem Rasten, Schauen und Fotografieren geht es denselben Weg durch das Hooker Valley wieder zurück. Nach der Tour gibt es Eis & Cappuccino im Mt. Cook Village. Kurzer Besuch im Sir Edmund Hillary Alpin Center / The Hermitage. Das recht kleine Museum soll 25,- NZ$ Eintritt kosten, so dass wir auf einen Besuch verzichten und uns nur das Denkmal für Sir Edmund Hillary ansehen. Gegen 16:45 Uhr sind wir auf dem Campingplatz in Glentanner Park Center zurück. Der Nachmittag und Abend beschert uns noch sehr schöne Bilder vom Mt. Cook im Abendlicht, der über dem Tal des Tasman Glaciers aufragt und direkt zu uns herübergrüßt.

Höhenmeter: 270 Hm im Auf- und Abstieg

Low/High: 783m/909m

Gehzeit: 5:45 h

Entfernung: ca. 8km

Samstag, 29. Dezember 2007:

(see subtitle)

Das Wetter ist weiterhin traumhaft, klar, sonnig, so gut wie wolkenlos. In der Höhe gibt es eine Schleierbewölkung, die sich aber noch auflöst und erst am Nachmittag stärker werden wird. Ganz im Gegensatz zu unserem Besuch hier am Mt. Cook in 1996 haben wir dieses Mal großes Glück. Wir wachen erneut bereits um 6:00 Uhr auf. Zeitig machen wir uns erneut auf die Fahrt zum DOC Campground oberhalb des Mt. Cook Village und nehmen bereits um 8:30 Uhr den Trail zur Mueller Hütte in Angriff. Angeblich ist dieser Aufstieg und die Besteigung des Mt. Ollivier (1933m) die erste Bergbesteigung in der erfolgreichen Bergsteigerkarriere von Sir Edmund Hillary (damals noch nicht Sir), die hier in den Südalpen seinen Anfang genommen hat. Nur dass damals der Weg mit Sicherheit noch nicht so gut ausgebaut war.

(see subtitle)

Nach 550 Hm erreichen wir die drei Bergseen bei Sealy Tarns (1305m, 10:30 Uhr). Wir rasten hier kurz, essen und trinken etwas und bestaunen das Panorama, dass sich uns gegenüber mit Blick auf Mt. Sefton und Mt. Cook und die beiden großen Gletscher (Mueller & Hooker Glacier) auftut. Bis hierher war der Weg sehr steil und mit Holzstufen ausgebaut. Weiter geht es auch steil, aber der Weg ist nun felsiger und deutlich mehr naturbelassen. Nach weiteren 400 Hm erreichen wir ein steiles Schneefeld, das in einen Sattel überleitet, wo der Weg die Kammseite wechselt. So ändert sich auch die Szenerie, da wir nun freien Blick in ein großes Gletscherbecken mit den umgebenden Gipfeln haben. Von den umliegenden Gletschern weht uns ziemlich kalter Wind entgegen. Nach einer weiteren halben Stunde Kraxelei erreichen wir gegen 12:30 Uhr die Mueller Hut auf 1806m, die 2003 von Sir Edmund Hillary eingeweiht wurde und daher auch einen recht modernen Eindruck macht. Die schwere Stahltür mit ihrem bombensicheren schweren Riegel vermittelt einen Eindruck von den Stürmen, denen die Hütte an diesem exponierten Platz mit Sicherheit des Öfteren ausgesetzt ist.

(see subtitle)

Nach dem Mittagessen in der Hütte und einem Schwatz mit dem ehrenamtlichen Warden der Hütte besteigen wir noch den über der Hütte gelegenen Gipfel des Mt. Ollivier (1933m). Wegen der Kraxelei über die Blockfelder, der vielen losen Blöcke und des Gerölls kostet uns diese Besteigung noch einmal relativ viel Zeit. Das Panorama vom Gipfel ist aber dann fantastisch, auch wenn von Westen schon eine Wolkenwalze über den Mt. Sefton und seine Nachbarn nachdrängt, sich aber momentan noch über dem Hooker Valley auflöst. Es folgt ein langer Abstieg über 1300 Hm über den Sattel mit dem steilen Schneefeld und die Sealy Tarns, wo wir noch einmal eine beschauliche Rast einlegen. In der Zwischenzeit ziehen die umliegenden Berge mehr und mehr mit Wolken zu, denn auch laut Wetterbericht soll sich das Wetter morgen verschlechtern. Wir haben in diesem Jahr wirklich die zwei Tage Sonnenwetter am Mt. Cook perfekt abgepasst. Gegen 18:00 Uhr sind wir leicht geschafft aber ob unserer grandiosen Bergtour glücklich wieder an unserem Auto und fahren nach Glentanner auf unseren Campingplatz zurück.

Höhenmeter: 1295 Hm im Auf- und Abstieg

Low/High: 760m/1933m

Gehzeit: 9:45 h

Sonntag, 30. Dezember 2007:

(see subtitle)

Früh zeigt sich der Mt. Cook noch einmal, wenngleich es aber schon zunehmend bewölkt ist. Wir können aber noch im Trockenen unsere Zelte abbauen. Heute ist laut Plan ein Fahrtag, der uns über Twizel, Omarama, Oamaru nach Dunedin und Otago Peninsula bringen soll. Zunächst führt uns der Weg zurück am Ufer des Lake Pukaki entlang. Hier werden wir begleitet von karger trockener Bergsteppe, die im Film "Lord of the Rings" für die Plains of Rohan herhalten durfte. Auf dem weiteren Weg durch das Tal des Ahuriri und Waitaki River kommen wir an vielen (Stau-)Seen vorbei (Lake Benmore & Lake Aviemore). Unterwegs bei Takiroa steht unweit der Strasse eine bizarr erodierte Sandsteinformation, die bei den Maori den kultischen Status einer Bildergallerie gehabt haben muss. Jedenfalls sind hier auf dem Sandstein alte Felszeichnungen der Maori in größerer Menge zu sehen, wenngleich einige der Zeichnungen samt Fels für Museen entfernt wurden und gegen fortschreitenden Vandalismus der Fels eingezäunt ist.

(see subtitle)

Bei Oamaru erreichen wir wieder die Pazifikküste und folgen der Küstenstrasse südwärts. Bei den bekannten Moeraki-Bouldern machen wir einen kurzen Zwischenstopp. Mittlerweile hat es angefangen zu regnen. Hier in Moeraki liegen eine große Zahl von perfekt kugelförmigen Steingebilden am Strand, die von der Brandung aus dem Ufer ausgespült werden. Die Kugeln sind zwischen 1m bis 3m im Durchmesser, wiegen mehrere Tonnen und wenn eine der Kugeln von der Brandung zerbrochen wird, so ist im Innern eine Struktur von verkieselten Stegen und Trennwänden zu erkennen. Hinsichtlich der Herkunft dieser weltweit nur an diesem Strand in Neuseeland vorkommenden versteinerten Kugeln ist sich die Wissenschaft offenbar nicht ganz einig. Wikipedia erklärt deren Vorkommen mit mineralischen Anlagerungs- und Kristallisationsprozessen in einem Urmeer (Septarien-Bildung).

Weiter führt uns unser Weg über Dunedin (Edinburgh auf gälisch) auf die Otago-Halbinsel nach Portobello, wo wir auf einem kleinen Zeltplatz unterkommen und noch in einer Regenpause unsere Zelte aufbauen können. Wir fahren aber noch weiter zur Kolonie der recht seltenen Yellow Eyed Pinguines. Von ihnen gibt es noch annähernd 4000 Stück und hier auf Otago Peninsula wird ihnen durch Privatinitiative auf ehemaligem Farmland eine Heimstatt zum Brüten geboten (1000 leben hier und 3000 auf den vorgelagerten Inseln). Wir buchen eine Tour über das ansonsten nicht zugängliche Privatgelände mit einem gut und auch verständlich sprechenden Guide. Für die Tiere in Laufgräben und Unterständen verborgen können wir 3-4 Brutstätten mit erwachsenen Elterntieren und auch Jungtieren beobachten, bis plötzlich ein gewittriger und heftiger Regen einsetzt, der uns zu raschem Rückzug zum Bus zwingt. Neben den Yellow Eyed Pinguines haben wir hier auch Robben an Land und die uns schon bekannten Blue Pinguines gesehen. Den Abend verbringen wir im Aufenthaltsraum des Campingplatzes - eine für das neuseeländische Wetter sehr gute Erfindung. Fast alle Campingplätze auf Neuseeland sind mit diesen großen Aufenthaltsräumen und Küchen ausgestattet, so dass man bei dem hier häufigen Regen nicht ausschließlich auf sein Zelt angewiesen ist.

Montag, 31. Dezember 2007:

Das Wetter überrascht uns ein weiteres Mal. Nach heftigem Regen in der Nacht ist früh strahlend blauer Himmel mit Sonnenschein. So fahren wir vor der Weiterfahrt noch mal zur Spitze der Otago Peninsula und besichtigen die dortige Seevogel-Brutkolonie, bestehend aus Seagulls und Kormoranen, auf den steilen Felsencliffs. Auch eine sich im glasklaren, grün schimmernden Pazifik tummelnde Robbe sichten wir. Unmittelbar daneben ist das Albatros-Center, das rund um eine - an Festland ebenfalls sehr seltene - Brutkolonie der Albatrosse herum gebaut wurde. Das Albatros Center beherbergt auch eine recht interessante Ausstellung im Stil amerikanischer Nationalpark-Center. Da wir früh dran sind, rutschen wir noch in eine der ersten Führungen mit hinein. Tagsüber sind die Führungen häufig mit Busreisegruppen ausgebucht. Bei der Führung durch einen humorvollen älteren Neuseeländer bekommen wir 4 Brutplätze und 2-3 fliegende Albatrosse zu sehen. Das Gelände ist gegen alles mögliche landlebende Raubzeugs wie Alcatraz gesichert. Das Problem besteht in Neuseeland grundsätzlich darin, das es bis zur Ankunft der Europäer überhaupt keine landlebenden Raubtiere (Ratten, Frettchen, Wiesel, Marder, Katzen, etc.) gegeben hat, so dass die Vogelwelt auch keinerlei Vorkehrungen für die Sicherung ihrer Brutgelege getroffen hat und eine Reihe von Vogelarten auch nicht fliegen können. In der Zwischenzeit wird das für diese Vogelarten zum Problem, so auch für den Kiwi. Selbst einige Kilometer vor der Küste gelegene Brutinseln werden von z.B. Mardern schwimmend erreicht, die unter den Tieren und mit den Eiern regelrechte Massaker verüben.

Nach der langwierigen Fahrt entlang der sehr kurvenreichen und engen Uferstrasse von Otago Peninsula zurück nach Dunedin unternehmen wir hier noch einen kurzen Stadtspaziergang, den wir mit Mittagessen verbinden. Heute ist Silvester und in der Stadt rüstet sich alles für die große Silvesterparty auf dem achteckigen zentralen Platz von Dunedin, auch wenn die Sonne scheint und es Mittag so an die sommerliche 25 Grad hat. Nach dem Mittag brechen wir auf und fahren weiter in Richtung von Te Anau im Fjordland, sozusagen von Küste zu Küste. Unterwegs führt uns die Fahrt durch steppenartiges Farmland mit Schaf- und Rehfarmen. Die Landschaft wird hier durchzogen durch die für Neuseeland typischen Windschutzstreifen aus rechteckig geschnittenen Koniferengewächsen, die bis zu 3-4m dick, 5-10m hoch und Kilometer lang sein können. Bei der Annäherung an Te Anau sehen wir dann auch das hier typische rote Tussockgras. Die Bergkette, die uns hier von der Tasmanischen See trennt, rückt langsam näher. Sonst auf der Fahrt wenig Bemerkenswertes, außer, dass wir uns ab und zu an die USA erinnert fühlen. Erst fahren wir durch Clinton, dann durch Gore.

(see subtitle)

In Te Anau führt uns einer unserer ersten Wege zum DOC, wo wir uns unsere Permits für den Milford Trail abholen. Unsere Internet-Buchung hat funktioniert, und alles liegt für uns bereit. Die kommenden vier Tage werden wir auf dieser berühmten Weitwander-Trekkingtour verbringen. Der Milford Track ist vom DOC wegen des großen internationalen Ansturms auf diesen Trail sehr reguliert. Der Trail wird für Wanderer als Einbahnstrasse betrieben, dass heißt, er darf nur in einer Richtung vom Te Anau Lake in Richtung Milford Sound begangen werden. Für die Hütten unterwegs und für den unvermeidbaren Bus- und Bootstransport erwirbt man zusammen mit seinem Permit auf die entsprechenden Tage festgelegte Tickets, so dass man auch das vom DOC vorgegebene Timing auf dem Trail exakt einhalten muss. Auf diese Weise gelingt es dem DOC, den Durchsatz auf dem Trail bei vorgegebenem Tageskontingent von 40 Independent Walkers zu maximieren. Hinzu kommen 40 Wanderer geführter Touren, die allerdings eigene und gegenüber unserer Tour versetzt angeordnete Hütten nutzen. Eine Gratwanderung zwischen Naturschutz und Massentourismus. Ein Verweilen auf einer Hütte ist auf diese Weise aber nicht mehr möglich, da am kommenden Abend ja der nächste Schub von Wanderern nachrückt und die Hütten in der Hauptsaison jeden Abend voll belegt sind.

(see subtitle)

Seitens der Wetterprognose wird in den kommenden Tagen von allem etwas dabei sein. Heute war jedenfalls ein sehr schöner und dadurch auch heißer Tag. Wir kommen anschließend ohne Probleme auf dem sehr weitläufigen Lakeview Holiday Park Campground unter. Nach kurzer Erfrischung ziehen wir in die kleine Stadt, in der wir heute bei sommerlichem Wetter Silvester feiern werden. Wir kommen zum Essen direkt am Lakeshore Drive in der Gaststätte "The Moose" unter und haben einen schönen Abend. Aber erst gegen 22:00 Uhr füllt sich der Laden langsam. Gleichzeitig werden die Ausweise kontrolliert und alle Minderjährigen werden des Lokals verwiesen. Auch werden alle (Wein-)Gläser eingesammelt und gegen Pappbecher ersetzt - man kann sich denken, wozu diese Vorkehrung gut sein soll, aber alles bleibt sehr gesittet. Um 24:00 Uhr stoßen wir auf das neue Jahr 2008 an und gehen anschließend hinaus an den See, wo ein sehr schönes Höhenfeuerwerk über dem Te Anau Lake geboten wird. Eigene Feuerwerkskörper scheinen tabu zu sein. Keiner hat etwas dabei, nur wir - ein paar aus Deutschland geschmuggelte Wunderkerzen.

Dienstag, 01. Januar 2008:

(see subtitle)

Das neue Jahr beginnt dieses Jahr bei uns mit dem Einstieg in den Milford Track. Wegen der Silvesternacht versuchen wir etwas länger zu schlafen, doch die heiße Sonne weckt uns schon um 7:30 Uhr. Um 13:00 Uhr sollen wir am DOC Visitor Center am Ufer des Te Anau Lake sein, wo unser Tourbus in Richtung Anlegestelle Te Anau Downs nördlich von Te Anau auf uns warten wird. Wir haben also genügend Zeit fürs Umpacken, Frühstücken, Zelte im Auto verstauen, Auto an einen sicheren Ort umparken und sogar noch für ein Mittagessen in Te Anau. Dann um 13:00 Uhr geht es mit 19 Personen im Bus los zum Schiffsanleger in Te Anau Downs, wo weitere Leute dazu stoßen, insbesondere die große Gruppe der geführten Wanderer, unter denen viele Japaner sind. Pünktlich um 14:00 Uhr legt das Schiff ab, das die Independent Walker und die geführten Wanderer quer über den See an den Anfangspunkt des Milford Track bringt. (see subtitle) Wir setzen uns zunächst auf das sonnige Oberdeck, doch als der Skipper die durch den Wind recht hohen Wellen auf dem See unter spitzem Winkel anschneidet, gischtet das Wasser bis über das Oberdeck, so dass wir erstmal ordentlich nass werden. Bei dem warmen Wetter ist das aber nicht wirklich ein Problem. Die Überfahrt von 36 km ans Nordende des Sees dauert ca. 1,5 Stunden, währenddessen uns der Skipper noch die eine oder andere Sehenswürdigkeit am Ufer zeigt. Am Trailhead in Glade Wharf angelangt, müssen wir mit unseren Bergschuhen erst einmal durch eine Desinfektionswanne steigen, da sich in Neuseeland eine aggressiv vermehrende Alge in den Süßwassergewässern ausbreitet (Didymo - Didymosphenia geminata), die das DOC versucht einzudämmen. Dann können wir mit unserer Wanderung auf dem Milford Track beginnen.

(see subtitle)

Für heute haben wir nicht weit (ca. 5km) bis zur Clinton Hut zu gehen, die nur 1,5 Stunden vom Schiffsanleger entfernt liegt. Der Trail führt auf diesem Wegabschnitt recht eben am Clinton River entlang durch grünen Regenwald, der von Moosen und Flechten überwuchert ist. Hier am Anfang des Trails überqueren wir auch die längste Swing-Bridge des Milford Tracks, die den Clinton River überspannt (insgesamt sind es 9 Swing-Bridges auf dem gesamten Weg). Der Fluß hat eine fantastische grüne Farbe.

(see subtitle)

Schon am zeitigen Nachmittag sind wir auf der Hütte und beziehen unser Quartier in einem der geräumigen Lager mit Doppelstockbetten. Den Rest des Nachmittags verbringen wir mit Fotografieren, Baden im Fluß, Sandflies erschlagen, Essen kochen, etc. Die Mitwanderer kommen aus allen Teilen der Welt, die zur gleichen Zeit wie wir vorm Computer gesessen haben und Permits ergatterten. Eine größere Gruppe von Amerikanern versuchte es gleich per Computer, per Fax und per Telefon, um ihre 12 Personen unterzubringen. Und es sind viele Australier dabei, die es im Urlaub mal grüner haben wollen als zu Hause.

Am Abend beim 'Hut talk' erläutert der Hütten-Warden noch einmal die Starkregenwarnung für den kommenden Tag. Ab ca. 15:00 Uhr kann morgen Niederschlag von 120-140mm innerhalb von 10-12 Stunden einsetzen. Das sind 12 Wassereimer Regen auf jeden Quadratmeter. Und da wir uns in einer bergigen Landschaft befinden, wo die höheren Berge keine oder kaum Vegetation haben, sammelt sich das Wasser relativ schnell in den Tälern. Der Milford Track verläuft in diesem Wegabschnitt von der Clinton Hut zur Mintaro Hut über weite Wegabschnitte in Flußnähe zum Clinton River und an zwei Engstellen des Tales gibt es bei Meile 7 und 10 von Überflutung bedrohte Abschnitte, wo der Clinton River und Seitenarme ausufern können. Wie so etwas aussehen kann, ist in der Broschüre des DOC zum Milford Track eindrucksvoll dokumentiert, wo Wanderer bis zur Hüfte im Wasser stehen und sich nur noch an Flooding Poles orientieren können, wo denn hier ein Weg sein könnte. Es kommt auch immer wieder vor, dass ganze Hüttenbelegschaften mit dem Helikopter ausgeflogen werden müssen, wenn die Wetterbedingungen so schlecht sind, dass eine Weiterwanderung unmöglich wird. Das passiert so 15-20 Mal im Jahr und der Preis für den unfreiwilligen Helikopterflug ist im Permit bereits inbegriffen. Für uns bedeutet das für Morgen, dass wir am Besten sehr früh loslaufen, um noch vor dem Regen an der höher gelegenen Mintaro Hut anzukommen.

Höhenmeter: 146 Hm im Auf- und 21 Hm im Abstieg

Low/High: 67m/195m

Gehzeit: 1:30 h

Entfernung: ca. 5km

Mittwoch, 02. Januar 2008:

(see subtitle)

Dem Ratschlag des Hut Wardens folgend, sind am nächsten Morgen alle in der Hütte schon recht früh auf den Beinen. Auch ein Kea treibt sich auf der Terrasse der Hütte herum, lässt sich durch uns kaum stören und knabbert u.a. an Wanderschuhen. Wir sind um 5:30 Uhr auf, frühstücken und gegen 7:00 Uhr sind wir auf der 16,5km langen Strecke zur Mintaro Hut. Entgegen dem Wetterbericht und unseren Erwartungen ist es früh noch recht schön und sogar sonnig. Langsam kriecht von der Seeseite, also von Westen, eine dichtere Höhenbewölkung herein, schiebt sich über die seitlichen Berge und nimmt mehr und mehr des Himmels ein. Direkt über uns ist aber immer noch blauer Himmel und so sind wir zuversichtlich, die Mintaro Hut vielleicht sogar trocken zu erreichen.

(see subtitle)

Der Milford Trail führt zunächst immer entlang des Clinton River durch dichten und grün bemoosten Regenwald, immer mal wieder mit Blick auf die steil aufragenden Felswände des engen Tales und auf die über 1000m hohen Berge ringsum. Etwas später kommen wir auch an dem 1982 stattgefundenen Erdrutsch vorbei, der hier noch in der Nähe der Clinton Hut einen See geschaffen hat. 20 Minuten später öffnet sich der Wald auf der rechten Seite mit Blick auf die Hirere Falls, die aber jetzt ohne Regen in den letzten Tagen (noch) nicht so beeindruckend sind. Nach dem 7 Mile Post sehen wir dann auch die aus der DOC Broschüre schon bekannten Pfähle, mit denen hier der auf einem künstlich aufgeschütteten Damm angelegte Wegverlauf markiert ist, falls der Weg nach einem solchen Starkregen hier unter bis zu hüfttiefem Wasser verschwindet. Wenn man hier den Weg verfehlen würde, dann ist es links und rechts davon noch einmal ca. 1m tiefer und dann wäre Schwimmen angesagt. Wir sind froh, diese Stelle trockenen Fußes passieren zu können. Auch später beim 10 Mile Post gibt es noch einmal so eine Engstelle des Tales, wo sich das Regenwasser der umliegenden Berge auf dem schmalen Talboden kanalisiert und zu entsprechend hohen Wasserständen führen kann. Aber auch diese zweite Stelle passieren wir bei immer noch trockenem Wetter.

(see subtitle)

Nach nur einer kurzen Pause am Erdrutsch-See erreichen wir nach nur 4 Stunden Wanderung die Pamplona Hut, die der nächste Stützpunkt der Guided Tours ist. Hinter der Pompolona Hut (2. Hütte der Guided Walkers) steigt der Milford Trail nun deutlich in Richtung des Mackinnon Passes an, so dass von nun an die Gefahr von Überflutung gebannt ist. Hier gönnen wir uns nun eine längere Mittagspause, zumal das Wetter bis hierher auch noch recht gut mitspielt. Der Himmel ist zwar nun mit einer dünnen Wolkenschicht bedeckt, die Sonne scheint aber immer noch diffus durch die noch dünnen Wolken hindurch.

Von der Pompolona Hut sind es noch ca. 1.5 Stunden bis zur Mintaro Hut zu gehen, während derer der Weg mehrfach etwas steiler ansteigt und man erste Blicke auf den Mackinnon Pass hat. Nach den flacheren Wegabschnitten vor der Pamplona Hut, die eher Bergwiesen-Charakter hatten, wandern wir jetzt wieder durch dichten Regenwald, der auf die bizarrste Weise mit (see subtitle) Moosen, Flechten und Farnen überwuchert ist - ein Märchenwald wie Fangorn Forest. Auf der linken Seite wird das enger werdende Tal nun von plattigen Felsformationen mit hohen Wasserfällen begrenzt, die aber jetzt vor dem Regen noch recht dünn sind. Ein zweiter großer Wasserfall nahe der Pamplona Hut (St. Quintins Fall) auf der rechten Seite des Tales soll 250m hoch sein. Die Wasserfälle auf der linken Seite des Tales haben an ihrem Fuß z.T. große Mulden ausgearbeitet, die davon zeugen, mit welcher Gewalt die Wassermassen hier mitunter zu Tal stürzen können.

Pünktlich nach 6 Stunden Gehzeit erreichen wir um 13:00 Uhr die Mintaro Hut. Es herrscht immer noch recht gutes Wetter und von Zeit zu Zeit bricht sogar noch mal die Sonne durch die dichter werdenden Wolken. So haben wir es trotz Starkregenwarnung absolut trockenen Fußes zur Mintaro Hut geschafft. Nachdem wir unser Quartier für diese Nacht bezogen haben, machen wir noch einen kurzen Abstecher zum nahegelegenen Lake Mintaro. Hier können wir ein Pärchen von Paradise Shelduck Enten (Putangitangi oder Tadorna variegata) mit ihren 5 Jungen beobachten.

Die angekündigte Regenfront erreicht uns erst am späteren Abend mit einiger Verzögerung. Gegen 17:00 Uhr fallen die ersten spärlichen Regentropfen. Zum Abend hin und über Nacht legt der Regen dann aber richtig los. Für unsere morgige Überschreitung des Mackinnon Passes (1073m) bedeutet das jedoch, dass wir morgen zumindest einen Teil der Strecke im Regen zurücklegen werden und wir befürchten schon, dass wir von der beschriebenen grandiosen Aussicht oben vom Pass aus wohl nicht viel zu sehen bekommen werden.

Höhenmeter: 530 Hm im Auf- und 129 Hm im Abstieg

Low/High: 193m/605m

Gehzeit: 6 h

Entfernung: ca. 16.5km

Donnerstag, 03. Januar 2008:

Gestern abend ab ca. 20:00 Uhr setzte ein Regen ein, wie wir ihn vorher noch nie in unserem Leben erlebt haben. In Sturzbächen fällt Regen mit einer unglaublichen Intensität vom Himmel und trommelt lautstark aufs Dach der Mintaro Hut. Kleine Rinnsale an den Berghängen verwandeln sich innerhalb einer halben Stunde in Wasserfälle von 3-5m Breite. Zuvor unscheinbare Rinnsale, wo man sich fragt, warum der Weg hier einen Holzsteg hat, schwellen zu reißenden Bächen von 1-2m Breite und einem halben Meter Wassertiefe an, die sonst nur schwierig zu passieren wären.

(see subtitle)

Auch früh regnet es noch immer extrem. Die Sichtweite beträgt wegen des Starkregens und der Wolken nur wenige 100 Meter. Laut Messung des Hütten-Wardens sind seit Einsetzen des Regens am Vorabend bis um 9:00 Uhr nun schon 80mm Niederschlag gefallen. Bis 11:00 Uhr werden noch weitere 40mm Niederschlag fallen, also ziemlich genau die angekündigten 120mm in nur 15 Stunden. Die Strategien der geführten und unabhängigen Wanderer auf dem Milford Track für den heutigen Tagesabschnitt über 14km von der Mintaro Hut zur Dumpling Hut sind durchaus unterschiedlich. Die Etappe ist wohl auch wegen des Höhenunterschiedes von über 750 Höhenmetern im Aufstieg und 1200 Höhenmetern im Abstieg die anspruchsvollste des Milford Tracks. Eine größere Gruppe des Appalachian Mountain Clubs steht unter der Leitung einer jungen dynamischen Bergsteigerin, die trotz des früh extrem stark fallenden Regens ihre Gruppe sammelt und gegen ca. 9:00 Uhr die Mintaro Hut verlässt. Nach und nach ziehen auch die anderen Wanderer im strömenden Regen los und auch die bereits völlig durchnässten ersten geführten Wanderer von der talabwärts gelegenen Pampolona Hut kommen an unserer Hütte vorbei. Schon bald haben fast alle Wanderer bis auf die letzten 5 die Hütte verlassen. Wir aber haben im Gespräch mit dem Hut Warden beschlossen, den Starkregen erst einmal noch auf der Hütte auszusitzen, bis uns die Zeit drängen sollte. Der Warden ist ziemlich zuversichtlich, dass der Regen gegen ca. 11:00 Uhr nachlassen wird und auch wenn man für die Überschreitung des Mackinnon Passes und den Weg bis zur Dumpling Hut 10 Stunden Gehzeit einplanen würde, so wäre man immer noch bei Tageslicht gegen ca. 21:00 Uhr abends an der nächsten Hütte. Wir haben ja schließlich neuseeländischen Hochsommer.

(see subtitle)

Als die letzten Wanderer von der Mintaro Hut starten wir um 11:00 Uhr, nachdem der Regen ungefähr um dieselbe Zeit merklich nachgelassen hat und kurze Zeit später sogar ganz aufhört. Natürlich "regnet" es im Wald immer noch von den Bäumen und auch die zu querenden Bachläufe sind noch mächtig. Wo wir gestern noch barfuss auf Sandbänken im Mintaro Lake herumgelaufen sind, ist jetzt eine riesige geschlossene schlammige Wasserfläche und die gestern ca. 2m über Grund aufragende Helikopter-Plattform ist jetzt fast überflutet. Durch triefnassen Regenwald steigen wir in Serpentinen zum Mackinnon Pass mit dem Quinton Mackinnon Memorial hinauf, dass auf 1073m Höhe kurz vor der eigentlichen Passhöhe steht. Schon während wir aufsteigen hört der noch verbliebene Sprühregen völlig auf und die Wolken beginnen sich massiv aufzulockern. Innerhalb von nur einer Stunde wandelt sich das Wetter von der Regen- Apokalypse zu Sonnenschein. Nach einer weiteren halben Stunde sind die umliegenden Berge fast wolkenfrei, und über uns ist blauer Himmel. So sind wir zwar im Aufstieg zum Pass etwas nass geworden, können aber nun den Rundumblick vom Mackinnon Pass auf die umgebende Bergwelt der Fjordlands ausgiebig geniessen, und es entstehen herrliche (Panorama-) Bilder. Auch der Blick auf unseren Weiterweg ist frei geworden und wir können in das langgestreckte Tal des Arthur Rivers hineinsehen und den fast 900m hohen Steilabbruch (12 Seconds Drop) auf der Nordseite des Mackinnon Passes bewundern.

(see subtitle)

Nach ausgiebiger Rast am Memorial für den Entdecker Quinton Mackinnon, der diesen Übergang vom Te Anau Lake zum Milford Sound 1888 gefunden hat, folgen wir dem Weiterweg zur Pass Hut auf 1096m, die in der Hauptsache ein Unterstand für die geführten Wanderer ist. Hier wollen wir eine Essenspause einlegen und treffen auf einen größeren Teil der vor uns gestarteten Wanderer, u.a. auch auf die Nachhut der als erstes gestarteten Gruppe der Amerikaner vom Appalachian Mountain Club. Sie sind völlig durchnässt und ausgekühlt vor ca. 1 Stunde hier angekommen, haben am Mackinnon Pass bei ca. 100m Sicht in den Wolken nichts gesehen und haben nun erst einmal Tee gekocht, um sich aufzuwärmen. Die Stimmung in der Gruppe ist am Boden. Wir sind durch die warme Sonne in der Zwischenzeit fast wieder trocken und machen bei immer besser werdender Rundumsicht Mittagsrast. Als wir weiterlaufen und den Abstieg vom Pass beginnen, ist von Wolken nichts mehr zu sehen und es ist strahlend blauer Himmel. Wir treffen hier auch auf eine Dreiergemeinschaft, von denen eine asiatisch aussehende Frau meint, sie führt diese Tour nun schon zum 13. Mal, aber Sonne am Mackinnon Pass begegnet ihr das erste Mal - so viel zum Wetterglück.

(see subtitle)

Nun beginnt der lange Abstieg von über 1200 Höhenmetern hinab ins Tal des Arthur River und zur Dumpling Hut. Der Weg führt zunächst unter den Hängen des Mt. Balloon entlang und quert dann hinüber zu den Abbrüchen des Mt. Elliot. Jetzt nach den heftigen Regenfällen ergießt sich am Mt. Elliot über mehrere 100m Breite einer Steilkante ein vom Wind abgerissener Staubwasserfall von der Gletscherfläche des Mt. Elliot. Ein beeindruckendes Naturschauspiel. Auch die Vegetation verändert sich mit der Überschreitung des Mackinnon Passes schlagartig. Während auf der Südseite ruppiges Buschland und Tussockgras-Wiesen vorherrschten, blühen auf dieser Seite des Passes plötzlich unzählige Blumen. Nach längerem Abstieg tauchen wir unterhalb des Mt. Elliot wieder in dichten bemoosten Regenwald ein und über aus Holz errichtete Steig- und Treppenanlagen erreichen wir entlang von Kaskaden und kleineren Wasserfällen des Morrain Creeks nach ca. 3 Stunden Gehzeit den Day Shelter an der Quintin Hut, die das heutige Tagesziel der geführten Wanderer ist.

(see subtitle)

Hier am Day Shelter legen wir zunächst nach dem langen Abstieg noch eine Rast ein und partizipieren auch an dem eigentlich für die geführten Wanderer bereitgestellten Tee, Kaffee und Keksen. Hier zweigt auch der Side-Trip zu Neuseelands höchstem Wasserfall ab - dem Sutherland Fall. In 45 Minuten nähern wir uns dem durch die Regenfälle mächtig angeschwollenen Wasserfall, der über 580m Höhe in 3 Kaskaden hier aus einem weiter oben gelegenen See zu Tal stürzt. Beim Abstieg haben wir diesen großen Wasserfall schon zweimal aus der Ferne sehen können. Doch nun nähern wir uns der Stelle, wo der Wasserfall auf den (see subtitle) Talboden aufschlägt bis auf wenige Meter. Wir haben uns unsere Goretex-Sachen angezogen, denn der mächtige Wasserschwall erzeugt in seiner Nähe eine große Gischtwolke, die alles durchnässt. Wir werden hier fast mehr nass als am Morgen im Regen. Es herrscht hier auch ein lautes Rauschen und Grollen, was eine Verständigung in nur 30-40m Entfernung von dem Punch Bowl des Wasserfalls fast unmöglich macht. Fotografieren in unmittelbarer Nähe des Wasserfalls ist wegen der Gischt ebenfalls unmöglich, es sei denn man hat eine Unterwasserkamera dabei. Aber aus etwas größerer Entfernung entstehen gute Bilder und auch ein Vertikal-Panorama aus 6 Einzelaufnahmen. Leider sind wir durch den morgendlichen Regen etwas spät dran, so dass der Wasserfall schon zum Teil im Schatten liegt.

(see subtitle)

Wieder am Day Shelter an der Quintin Hut zurück, steht uns nun noch ca. 1 Stunde Wanderung durch wieder dichteren Regenwald entlang des Arthur River Valleys bevor, ehe wir gegen 19:30 Uhr die Dumpling Hut erreichen. Obwohl wir früh als Letzte an der Mintaro Hut gestartet sind und uns auch den Side Trip zum Sutherland Fall gegönnt haben, sind wir noch lange nicht die Letzten, die heute hier an der Dumpling Hut ankommen. Rund um die Hütte sieht es aus wie in einem Flüchtlingscamp, da die Amerikaner und die, die früh im Starkregen losgelaufen sind, auf der Terrasse der Hütte ihre gesamten Rucksackinhalte und Bekleidung zum Trocknen ausgebreitet haben. Auch Schlafsäcke sind unter den nass gewordenen Sachen. Nachdem wir Quartier gemacht haben, reicht die Zeit auch noch für ein Bad in einem Swimming Hole am Ufer des Arthur River in der Nähe der Hütte. Nach schneller Essenszubereitung und Abendbrot ist es bereits 22:00 Uhr und es geht zu Bett. Aber wir hatten einen perfekten Tag mit perfekter Wettertaktik und wundervollen Eindrücken von dieser Pass-Überschreitung auf dem Milford Track, an die wir angesichts der Regenwolken am Morgen nicht zu glauben gewagt hatten. Bei allen drei Nächtigungen auf dem Milford Track sind die Hütten immer sehr geräumig gewesen. Es gab im Aufenthaltsraum genügend Tische und zahlreiche mit Gas betriebene Kochstellen. Unseren eigenen Kocher hätten wir nicht unbedingt gebraucht, wenngleich er etwas leistungsstärker als die Gaskocher war und uns unabhängig machte. Meist separat gab es 2 Hütten mit den Lagern, jeweils mit Doppelstockbetten ausgestattet und mit hinreichend Platz für jeden. Die sanitären Anlagen waren logischerweise einfach, aber genügend Waschbecken gab es und alles war in gutem Zustand.

Höhenmeter: 754 Hm im Auf- und 1290 Hm im Abstieg

Low/High: 125m/1073m

Gehzeit: 8,5 h

Entfernung: ca. 14km

Freitag, 04. Januar 2008:

(see subtitle)

Die heutige letzte Etappe auf dem Milford Track geht von der Dumpling Hut (125m) zum Sandfly Point (0m) am Milford Sound über eine Entfernung von 18km. Die Höhendifferenz lässt keine anstrengenden An- oder Abstiege erwarten, zumal der Weg die ganze Zeit dem Arthur River an seinen Ufern folgt. So werden für die Distanz inklusive Pausen ca. 5,5-6 Stunden Gehzeit veranschlagt.

Wir starten von der Dumpling Hut um 7:30 Uhr. Der Weg ist erwartungsgemäß überwiegend flach und führt durch Küsten-Regenwald. Auffallendste Veränderung gegenüber dem Regenwald im Clinton River Valley ist, dass hier im Arthur River Valley die großen neuseeländischen Baumfarne vorkommen, die bis zu 8-10m hoch werden können. Unterwegs kommen wir an den Mackay Falls mit dem Bell Rock (ein hoher vom Wasser ausgehöhlter Monolith) und an den (see subtitle) Giant Gate Falls vorbei. Wir überqueren auch mehrere Suspension Bridges über Nebenflüsse des Arthur River und beobachten immer wieder verschiedene Vögel wie z.B. Schwarzschwäne. Zum Schluß fordern die 18km dann doch noch ihren Tribut und der Weg bis zum Bootsanleger in Sandfly Point zieht sich in die Länge, zumal diesem Abschnitt des Milford Tracks die ganz großen Attraktionen fehlen und auch der immer noch beeindruckende Regenwald mit seinen Flechten, Farnen und Moosen nicht mehr ganz neu für uns ist.

(see subtitle)

Gegen 13:15 Uhr erreichen wir Sandfly Point, der seinem Namen alle Ehre macht. Ein längerer Aufenthalt im Freien ohne sich zu bewegen ist hier nicht möglich, wenn man nicht innerhalb kurzer Zeit von den Myriaden von Sandflies aufgefressen werden will. Zum Glück hat das DOC hier in der Nähe des Bootsanlegers einen mückendichten Shelter errichtet, in dem wir die Wartezeit bis zum Eintreffen des Bootes verbringen können, das uns von hier über den Milford Sound zum gleichnamigen Ort bringen wird. Das Schiff ist pünktlich und bringt uns bei strahlendem Sonnenschein in einer halben Stunde Bootsfahrt das letzte Stück den Arthur River hinab und an Mitre Peak und Bowen Falls vorbei nach Milford Sound. Dort wartet bereits unser Bus, der uns in weiteren 3 Stunden Busfahrt durch die spektakulären Täler des Milford Sound und den Homer Tunnel zurück nach Te Anau bringt.

In Te Anau beziehen wir wieder den uns bereits bekannten Campingplatz. Nach einer heiss ersehnten Dusche gehen wir im Ort von Te Anau beim Italiener essen und stoßen im "The Moose" mit einem guten neuseeländischen Bier auf unsere zwar anstrengende, aber von den mitgenommenen Eindrücken her auch unvergleichliche Tour auf dem Milford Track an.

Höhenmeter: 171 Hm im Auf- und 266 Hm im Abstieg

Low/High: 125m/0m

Gehzeit: 5,75 h

Entfernung: ca. 18km

Samstag, 05. Januar 2008:

Nachdem wir uns die letzten Tage hauptsächlich auf unseren eigenen Beinen vorwärts bewegt haben, ist heute ein Fahrtag von Te Anau nach Wanaka geplant. Bevor wir aber starten, holen wir uns früh natürlich noch im DOC-Center in Te Anau unsere Urkunden über den erfolgreich absolvierten Milford Track.

Die Fahrt führt uns von Te Anau zum Lake Manapouri, dann weiter nach Mossburn und Queenstown. In Fairlight fährt uns die Dampflok des Kingston Flyers (ein historischer Dampflok- Zug) über den Weg. Vorbai am Lake Wakatipu kommen wir nach Queenstown, wo wir kurz durch die Stadt bummeln, ein paar Einkäufe tätigen und Mittag essen. In Arrowtown, einer ehemaligen Goldgräberstadt, besuchen wir das "Ford of Bruinen" wo Arwen Frodo vor den Nazgul rettete. Mit der Beschreibung aus dem Location Book von LotR dürften wir zumindest sehr nah dran gewesen sein. Wirklich zu deuten ist es schwer, da erstens alle Filmhinterlassenschaften vertragsgemäß beseitigt waren und zweitens die Computertechnik im Film Zusätze macht, die in Wirklichkeit nicht vorhanden sind. Weiter gehtßs zur Kawarau Bridge, (see subtitle) wo wir mehreren Bungee-Jump-Sprüngen von der ehemaligen Straßenbrücke über die Kawarau River Gorge zusehen können. Der Kawarau River diente als Filmkulisse für den River Anduin, auf dem die Gefährten in LotR entlang paddelten. Die Landschaft hat sich dabei schon kurz hinter Te Anau wieder radikal verändert und hat hier einen recht trockenen, steppenartigen Charakter mit Tussockgras, Busch- und Weideland und den schon bekannten heckenartigen Windschutzstreifen.

Um nach Wanaka zu gelangen, nehmen wir die steile Straße durch die Crown Range (Cardrona River Valley), wo wir nach der Auffahrt zum Pass noch mal einen schönen Blick über das Tal von Queenstown, den Kawarau River und die Seen haben. In Wanaka suchen wir zunächst die Touristeninformation auf, um uns über die Zugänglichkeit und die Beschaffenheit von Wanderwegen im Mt. Aspiring National Park zu informieren. Aus dem kleinen beschaulichen (see subtitle) Wanaka von 1996 ist ein deutlich größerer touristischer Ort geworden, den die Neuseeländer mit den gebotenen Wander- und Wassersportmöglichkeiten gern annehmen.

Dann fahren wir zum Top-10 Pleasant Lodge Holiday Park am Rand von Wanaka, der für die kommenden 2 Nächte unser Domizil sein wird und dessen Management zunächst einen etwas konfusen Eindruck hinterlässt. Den Abend verbringen wir mit Kochen und Wäsche waschen, da uns hier auf dem gut ausgestatteten Campingplatz Waschmaschinen zur Verfügung stehen. Der Stellplatz unserer Zelte zeichnet sich aber auch durch einen direkten Blick auf den Gipfel des Mt. Aspiring aus, der von der Abendsonne angestrahlt wird. Morgen wollen wir über die Mt. Aspiring Road in den Nationalpark hineinfahren und eine Wandertour am Rand dieses sehr weitläufigen, wenig erschlossenen und daher für Tagestouren etwas unzugänglichen Nationalparks unternehmen.

Sonntag, 06. Januar 2008:

Da wir zum Ausgangspunkt unserer Wanderung heute mindestens eine Stunde zu fahren haben, ist heute trotz Sonntag um 6:30 Uhr wecken. Um 7:45 Uhr fahren wir los in Richtung Mt. Aspiring NP. Die Straße ins Matukituki River Valley ist zunächst noch bis Mt. Aspiring Station eine Asphaltstraße, bevor sie für die letzten ca. 10 km eine staubige Schotterstraße wird. Von der Strasse aus sehen wir an mehreren Stellen den Gipfel des Mt. Aspiring in der Ferne.

Am Parkplatz bei Cameron Flat, wo der West & East Branch des Matukituki River sich vereinigen, treffen wir auf den ersten Creek mit Furt, die auf den ersten Blick uneinschätzbar tief zu sein scheint. Wir stellen zunächst unseren langen und tief liegenden Ford Falcon ab und inspizieren die Furt zu Fuß. Doch als ein Ford Fiesta die Furt unbeschadet durchquert und die weitere Straße gut aussieht, entscheiden wir uns doch, die Straße bis zur Swing Bridge über den Western Branch des Matukituki River an der O.B.H.S. Lodge mit dem Auto zu fahren. Unser großer Ford Falcon ist aber eben kein Geländewagen. Hier kommen zwei tiefere Furten, die wir (see subtitle) unserem Mietwagen nicht mehr zumuten wollen und wir laufen von hier aus zu Fuß los. Aber schon nach kurzer Zeit hält neben uns ein Jeep mit einem freundlichen Neuseeländer Pärchen, die uns ohne großes Federlesen bis nach Raspberry Flat zum Ende der Schotterstraße mitnehmen. Den Fahrzeugen nach, die hier alle abgestellt sind, hätte es unser Ford Falcon wohl letztlich auch geschafft. Aber mit einem Mietwagen will man ja auch nicht allzu viel riskieren, wenn man die weitere Strecke nicht kennt.

(see subtitle)

Hier vom Trailhead aus geht es am Ufer des Matukituki River West Branch weiter hinein in das weitläufige und lange Tal, zunächst mit dem Ziel der Aspiring Hut. Auf dem Weg kommen wir an einer weiteren hohen Swing Bridge vorbei, die den Matukituki River überspannt und so den Zugang zum Tal des Rob Roy Glaciers ermöglicht. Da die Talwanderung zur Aspiring Hut lang und etwas eintönig aussieht, disponieren wir um und steigen den Weg in das Gletscherbecken des Rob Roy Peaks (2606m) auf. Der Weg verläuft von der Sonne geschützt entlang des Gletscherbaches durch Bergbuchenwald und steigt dabei ca. 400 Höhenmeter an. Unterwegs gibt es immer mal wieder schöne Ausblicke, u.a. auf einen über 200m hohen Wasserfall und die uns erwartende Gletscherwelt. Unterwegs im Buchenwald begegnen wir auf nahe Distanz einem großen Kea, der sich insbesondere für unsere Äpfel interessiert. Ein weiterer Kea kommt später zu unserer Mittagspause und lässt sich aus nächster Nähe fotografieren.

(see subtitle)

Am Ende des Trails angekommen, befinden wir uns inmitten eines beeindruckenden Gletscherhochtals, an dessen einer Seite große Hängegletscher von den Flanken des Rob Roy Peaks (2606m), Low Peaks (2585m) und vom Glengyle (2246m) herabziehen und unzählige Wasserfälle speisen. Hier verweilen wir gut eine Stunde, bis wir nach Kea- und Panorama- Fotografie sowie Mittagspause wieder den Rückweg antreten.

Gegen 15:00 Uhr sind wir wieder in Raspberry Flat am Carpark und werden von einer Neuseeländischen Familie aus Auckland sofort bereitwillig in ihrem Pickup mitgenommen. Er räumt extra für uns seine gesamte mit verschiedener Ausrüstung vollgestellte Rückbank leer, damit wir in seinem Auto Platz finden. Mit dem hochbeinigen Pickup sind wir schnell wieder an der Swing Bridge bei unserem eigenen Auto. Nach einem Bad im kalten Matikutiki River geht's auf der rauen Schotterpiste zurück zum Campingplatz bei Wanaka.

Höhenmeter: 569 Hm im Auf- und Abstieg

Low/High: 364m/798m

Gehzeit: 6 h

Entfernung: ca. 10km

Montag, 07. Januar 2008:

Heute wollen wir von Wanaka über den Haast Pass weiter an die Westküste der Südinsel Neuseelands. Bei unserem ersten Besuch in Neuseeland 1996 sind wir an dieser Stelle in ein 2 Tage anhaltendes Unwetter gekommen und haben von dem angeblich schönen Pass nichts zu sehen bekommen. Dieses Mal soll es uns wieder so ergehen - wahrscheinlich gibt es am Haast Pass kein anderes Wetter.

(see subtitle)

Doch frühmorgens in Wanaka - nach einem schwachen Regen in der Nacht - herrscht zunächst noch recht trockenes, wenn auch schon stärker bewölktes Wetter. Wir bauen zuerst die Zelte ab, bevor wir im Aufenthaltsraum des Campingplatzes frühstücken. Dann fassen wir in Wanaka noch ein paar Lebensmittel nach, denn mit Einkaufsmöglichkeiten ist es an der Westküste nicht zum Besten bestellt. Dann machen wir uns auf den Weg, der uns entlang des Lake Hawea und Lake Wanaka zum Haast Pass führt. Hier wiederholt sich die Geschichte von 1996, denn ab der Nordspitze des Lake Wanaka gießt es wieder in Strömen und die Wolken liegen auf der Strasse.

So sehen wir von beiden Seiten des Haast Passes wieder einmal nichts. Mit dem letzten Liter Benzin rollen wir in Fox Glacier an die Tankstelle, aber von Gletscher ist bei den tiefen Wolken und dem Regen nichts zu sehen. Beim Mittagessen beschließen wir leicht frustriert die Weiterfahrt nach Franz Josef Glacier. Hier im Visitor Center gibt es einen aktuellen Wetterbericht, der uns für die kommenden 3 Tage beste Aussichten verheißt. Obwohl es noch relativ früh am Tag ist, beschließen wir also, hier auf dem nagelneuen Top-10 Campingplatz 1.5 km nördlich des Townships von Franz Josef Glacier zu übernachten, in der Hoffnung, morgen früh noch etwas vom Gletscher zu sehen zu bekommen. Der Campingplatz ist sehr gut ausgestattet, hat Rasenstellplätze für die Zelte mit guter Drainage, sehr gute Sanitäreinrichtungen und einen großen Aufenthaltsraum mit komfortabler Küche. In einer Regenpause bauen wir unsere Zelte auf, und gegen Abend 19:00 Uhr flaut der heftige Regen zu einem sanften Nieselregen ab.

Dienstag, 08. Januar 2008:

Früh beim Aufstehen und Frühstücken nieselt es immer noch leicht, und die Wolken hängen tief. Wir lassen uns Zeit, denn ob der Wetterprognose haben wir die Hoffnung, vom Franz Josef Gletscher etwas zu sehen zu bekommen, noch immer nicht ganz aufgegeben. Nach dem Abbauen (see subtitle) der Zelte fahren wir zum Franz Josef Gletscher hinauf. Zunächst nieselt es noch, reißt dann aber auf. Bei rapide sich verbesserndem Wetter steigen wir entlang des Gletscherflusses im Geröll so nahe es geht an das Gletschermundloch heran und machen ein paar Bilder. Weiter oben reißen die Wolken sogar so weit auf, dass der Gletscher oben von der Sonne beschienen wird. Der Gletscher erstreckt sich hier von hoch oben vom Kamm der Südalpen bis hinunter zur Westküste der Südinsel Neuseelands und seine Gletscherzunge liegt hier unten mitten zwischen (see subtitle) Küstenregenwald, was schon ein einzigartiges Phänomen ist. Wir angeln uns aus dem Gletscherfluss ein paar Brocken Gletschereis, dass durch den hohen Gletscherdruck eine Struktur wie ein bizarres 3-dimensionales Puzzle hat, aus dem sich Eiskristalle in der Größe von 1-2cm herauslösen lassen.

Auf dem Rückweg zu unserem Auto kommen uns große geführte Gruppen in martialischer Gletscherausrüstung entgegen, die man weiter oben auf von Bergführern jeden morgen sorgfältig nachgehackten Stufen über den Gletscher führen wird. Bei einer Gruppenstärke von bis zu 30 (see subtitle) Leuten ein etwas zweifelhaftes Vergnügen und ein Abklatsch von tatsächlichem Alpinismus. Unter diesen speziell für die Touristen präparierten Bedingungen könnte man den Leuten genausogut einen Bindfaden um den Bauch binden und die Sicherheit wäre gewährleistet. Nach ca. 1,5 Stunden sind wir wieder an unserem Auto und fahren die Küstenstraße weiter nordwärts. Die Straße ist gesäumt von dichten Farnen aller Art, u.a. auch wieder hohen Baumfarnen, die sich hier gut fotografieren lassen. Mittagessen (see subtitle) in Ross. Den Aufenthalt in Hokitika nutzen wir, um von hier aus in einem Reisebüro unsere Fährüberfahrt von der Süd- auf die Nordinsel, also von Picton nach Wellington, zu buchen (für den 12. Januar, Kosten in Höhe von 269,- NZ$ für uns drei mit Auto). In Hokitika kurzer Spaziergang am Pazifikstrand bei ganz eigenartigem Licht und Stimmung.

In 1996 sind wir von hier weiter der Küstenstraße gefolgt und haben die Pancake Rocks bei Punakaiki besichtigt und den Weiterweg über Westport und die Buller Gorge genommen. Dieses Mal fahren wir nach Hokitika den Arthur's Pass hinauf, der aber auf seiner Westseite nicht sehr fotogen ist. Doch oben an der Passhöhe haben wir für morgen noch eine Wanderung in den dortigen Bergen geplant. Besuch des Visitor Centers am Arthurs Pass. Der Zeltplatz hier erweist sich als ein ziemlich buckliges Stückchen Erde, das zwischen Eisenbahnlinie und Passstraße eingeklemmt ist. Aber nach einem Arrangement mit drei jungen tschechischen Mädels aus Prag bekommen wir alle Zelte auf dem letzten einigermaßen ebenen Stück dieses DOC-Zeltplatzes gleich neben dem DOC-Shelter am Arthurs Pass aufgebaut. Es wird eine unruhige Nacht, denn die Lokführer der mit 4-5 schweren Dieselloks bespannten Güterzüge können es sich auch in der Nacht nicht verkneifen, ihre Überfahrt über den Pass mit ihrem typisch amerikanischen Signalhorn zu feiern.

Mittwoch, 09. Januar 2008:

Früh sind wir schon um 7:00 Uhr auf. Die Nacht war kalt und laut. Es rumpelten auf der Arthurs- Pass-Bahnlinie so 4-5 Güterzüge vorbei. Aber es herrscht von früh an sehr gutes Wetter mit (see subtitle) blauem Himmel und Sonne. Vom gestrigen Regen nichts mehr zu sehen. Wir frühstücken und bauen die Zelte ab, denn eine weitere Nacht wollen wir uns auf diesem DOC Campground nicht unbedingt gönnen. Um 8:30 Uhr stellen wir das Auto auf dem neuen Parkplatz an der Eisenbahnstation gegenüber dem Visitor Center ab und beginnen unseren Aufstieg auf den Avalanche Peak (1833m, Rother Wanderführer Neuseeland, Tour 36).

(see subtitle)

Der Weg steigt gleich hinter dem Arthurs Pass Visitor Center steil an und verläuft bis zur Baumgrenze auf ca. 500m durch Bergbuchenwald, der hier kaum 1-Cent-Stück große, harte Blätter hat. Es folgt eine felsige Rippe durch Tussockgrashänge. Im Gipfelbereich des Avalanche Peak wird das schwarze Gestein basaltig-schiefrig und es gibt in dem sehr bröseligen Gestein noch mal ein wenig was zu klettern. Um 12:00 Uhr stehen wir nach 1156 Höhenmetern Aufstieg auf dem Gipfel des Avalanche Peak und genießen den weiten Ausblick auf die umgebenden und weitgehend unbekannten Berge. Der markanteste Berg im Süden ist der Mt. Rolleston (2450m) mit einem ausgeprägten Gletscher auf der uns zugewandten Seite. Die Hoffnung, von hier aus noch einmal über die Bergkette auf den Mt. Cook schauen zu können, erfüllt sich aber nicht.

(see subtitle)

Nach einer ausgiebigen Gipfelrast, während der 4 Keas ständig um uns kreisten und sich um unsere Krümel und Obstreste stritten, beginnen wir gegen 13:25 Uhr den Abstieg entlang der Alternativ-Route Scotts Track. Diese verläuft etwas flacher als der von uns gewählte Aufstieg (see subtitle) und es folgen wieder Kraxelpassagen, Tussockgras und Bergbuchenwald. Uns schließt sich unterhalb des Gipfels eine Neuseeländerin aus Hamilton an, die bis hierher aufgestiegen war, aber ungern allein absteigen wollte. Sie erzählt uns von dem bevorstehenden alljährlichen Wettkampf, bei dem Bergläufer die Range von West nach Ost über die Gipfel durchqueren (243km Cost-to-Cost Multisports Race, http://www.coasttocoast.co.nz). Wir hatten von oben einen Läufer gesehen, der rannte querfeldein über die Bergkämme, was das Zeug hielt und wir hatten uns schon gefragt: Was macht der nur hier in den Bergen? Antwort: Er trainierte.

Kurz bevor wir in den Bergwald eintauchen, haben wir auf der anderen Talseite noch einen schönen Blick von oben in Devils Punchbowl, ein von einem hohen Wasserfall ausgearbeitetes Becken. In Arthurs Pass Village wieder angekommen, gibt es zunächst ein gutes Eis, bevor wir noch 25km den Pass hinab fahren, um für die Nacht einen besseren und vor allem ruhigeren Campingplatz zu finden. Dabei passieren wir das breite und recht ursprüngliche Waimakariri River Valley, wo sich der Fluss auf fast 500m Breite in eine Vielzahl kleinerer Bachläufe zerteilt und zahlreiche Zuläufe aufnimmt. Weiter geht es entlang des Lake Pearson bis wir dann an der Flock Hill Lodge einen schönen Zeltplatz mit großer Wiese und gepflegten Zeltplatzeinrichtungen finden (für nur 36,-NZ$ die Nacht).

Höhenmeter: 1156 Hm im Auf- und Abstieg

Low/High: 744m/1833m

Gehzeit: 7,75 h

Donnerstag, 10. Januar 2008:

Heute ist ein Fahrtag, an dem wir die Entfernung von der Flock Hill Ranch nahe dem Arthurs Pass bis nach Kaikura an der Ostküste der Südinsel bewältigen wollen. Besondere Highlights sind auf diesem Weg nicht zu erwarten.

(see subtitle)

Von früh an herrscht bewölktes und trübes Wetter, so dass wir bei wenigen Fotostops auch recht zügig vorankommen. Mit dem sonnigen Tag gestern auf dem Avalanche Peak haben wir wieder einmal großes Glück gehabt. In Oxford wird getankt, und wir ergänzen hier auch unsere Lebensmittelvorräte. Und schon gegen 14:00 Uhr sind wir in Kaikoura, wo wir auf einem gut geführten Campingplatz am nördlichen Stadtende unterkommen.

Dann fahren wir zum Visitor Center. Unser Interesse in Kaikoura gilt dem Whale Watching, dass hier von der Maori-Bevölkerung betrieben wird. Doch seit 1996 hat sich auch damit einiges verändert. Damals sind wir zum Whale Watching noch in größeren Schlauchbooten mit ca. 15 Mann Besatzung und angetrieben von 2 großen Außenbordmotoren gefahren. Doch diese Boote gibt es nicht mehr. Das Business ist gewachsen und heute hat das Whale Watching Unternehmen in Kaikoura ca. 4-5 größere Katamaran-Schiffe mit geschlossener Kabine und Schalensitzen am Start, die jedes so an die 60-70 Passagiere aufnehmen können. Aber Tickets für den morgigen Tag gibt es - wie damals 1996 auch - direkt keine zu kaufen. Stattdessen lassen wir uns auf eine Warteliste setzen und planen morgen früh gleich zur ersten Fahrt im Whale Watching Center zu sein.

Den Tag verbringen wir mit gemütlichem Bummel durch Kaikoura, Kaffeetrinken und einer kleinen Küstenwanderung über die Cliffs von Kaikoura entlang des Kaikoura Peninsula Walkways. An der Küste dieser Halbinsel im Süden von Kaikoura befindet sich das Kaikoura Wildlife Refuge, wo wir zwei Robbenkolonien, eine Brutkolonie der Rotschnabel-Möwe (Red- billed Gull), schwarze Oystercatcher und weitere Meeresvögel beobachten und auch aus kurzer Distanz fotografieren können. Die Cliffs selbst bestehen aus bizarren Kalksteinformationen. Den Abend in Kaikoura lassen wir mit einem guten Abendessen mit frischem Fisch und lokal gebrautem Schwarzbier in Mac's Brewery an der Strandpromenade von Kaikoura ausklingen.

Freitag, 11. Januar 2008:

Wir haben uns ab 9:00 Uhr auf die Warteliste setzen lassen und so ist 6:45 Uhr wecken. Der Tag beginnt freundlich. Die gestrigen Wolken haben sich verzogen, blauer Himmel und auch der Wind hat deutlich nachgelassen. Keine schlechten Voraussetzungen für ein Whale Watching. Wir frühstücken, bauen die Zelte ab und sind gegen 8:45 Uhr an der Whale Watching Station.

Als die Warteliste aufgerufen wird, heißt es zunächst, dass für uns noch freie Plätze in der 10:30 Uhr Tour vorhanden sind. Doch dann kommen kurz vor Ultimo per Telefon noch 6 Absagen für die 9:30 Uhr Tour rein und wir können ohne große Wartezeit mitfahren. Per Bus geht es zum Südhafen von Kaikoura auf der anderen Seite der Halbinsel. Die Schiffe sind schnelle Katamarane die sich mit Doppel-Turbo-Antrieb ihren Weg über die noch etwas wellige See bahnen. Dirigiert werden die Schiffe dabei mit Erfahrung, Echolot und von Helikoptern per Sprechfunk aus der Luft. Sobald sich im Umkreis irgendwo ein Wal an der Oberfläche zeigt, kommen die 4-5 Schiffe des Whale-Watching-Unternehmens im Nu aus allen Himmelsrichtungen herzugefahren. Heute sollen sich die Wale ca. 7-8 Meilen vor der Küste aufhalten. Nach vielleicht 25 Minuten Fahrt mit Maximalgeschwindigkeit, während der wir in unseren Schalensitzen angeschnallt sitzen bleiben, stoppt der Katamaran und kurze Zeit drauf wird der Wal gesichtet. Es ist ein Sperm Whale (Physeter catodon, Pottwal), der bis zu 25-28m lang werden kann. Wir begleiten ihn so um die 15 Minuten lang, ehe er majestätisch abtaucht und dabei seine große Schwanzflosse weit aus dem Wasser reckt.

Nun bleibt so ein Pottwal ca. 50 Minuten unter Wasser auf Tauchstation, während dessen er sich um sein Frühstück kümmert. Für uns gibt es in der Zwischenzeit als Pausenprogramm einen Ausflug zu den Delfinen (Dusky Dolphin, Schwarzdelphin), die in der Bucht von Kaikoura auch ihre angestammte Ecke haben. Nach kurzer Fahrt mit dem Katamaran stoßen wir auf eine ganze Herde von ca. 30-40 Tieren, die ihrem Spieltrieb folgend unseren Katamaran selbst noch bei Maximalgeschwindigkeit begleiten. Fotografieren ist bei den schnellen Tieren und der Eigenbewegung unseres Schiffes schwierig, aber mit der Dauerbildfunktion moderner Digitalkameras und nachträglichem Aussortieren gelingen auch hier ein paar schöne Fotos. Nach gewisser Zeit mit den Delphinen nimmt der Skipper nun aber wieder Kurs auf die Stelle, wo unser erster Wal abgetaucht war und nun gleich wieder auftauchen muss. Ziemlich pünktlich ist "unser" Wal wieder da - wahrscheinlich hat das Fremdenverkehrsamt von Kaikoura diesen Wal fest angestellt. Unser Skipper denkt mit und dirigiert den Katamaran genau zwischen die noch tief stehende Sonne und den Wal mit Blick aufs Festland und so gelingen uns gute Fotoaufnahmen. Das zweite Mal macht's der Wal beim Abtauchen fast noch schöner als beim ersten Mal. Dann ist unsere Whale-Watching-Zeit vorüber und mit High Speed geht es wieder zurück zum Anleger im Kaikoura-Südhafen.

Nach dem Mittagessen folgen wir der Küstenstraße weiter nordwärts über Blenheim und mit unserem heutigen Ziel Picton. Unterwegs sehen wir direkt zwischen Straße und Meer noch mal Robben aus nächster Nähe, sonst bietet dieser Abschnitt nichts weiter Aufregendes. In Picton sichern wir uns zunächst einen Zeltplatz in Waikawa Bay und gehen dann noch bei warmem Wetter und Sonne in Bobs Bay baden (Wassertemperatur hier so um die 18-20 Grad). Morgen verlassen wir die Südinsel von Neuseeland und nehmen um 13:00 Uhr die Autofähre nach Wellington.

Aus Radio und Zeitung erfahren wir heute aber auch vom Tod von Sir Edmund Hillary, dem Erstbesteiger des Mt. Everest (zusammen mit dem Sherpa Tenzing Norgay) und Nationalheld von Neuseeland, der auf jedem 5 NZ$-Schein abgebildet ist. Verständlicher Weise wehen die Fahnen in Neuseeland wegen dieses Ereignisses auf Halbmast - wir beobachten das auch bei Privathäusern - und die Tageszeitungen widmen ihrem Nationalhelden mehrere ganzseitige Artikel. Neuseeland hat heute eine große Identifikationsfigur der Neuseeländer verloren.

Samstag, 12. Januar 2008:

Um 13:15 Uhr wird unsere Autofähre ablegen und dann ca. 3 Stunden für die Überfahrt auf die Nordinsel benötigen. Wir bummeln früh durch das kleine Städtchen Picton, kaufen ein und tanken. Aber so richtig viele Attraktionen hat Picton nicht zu bieten, und so sind wir trotz aller Gemütlichkeit viel zu früh am Pier der Autofähre. Mit unter den Ersten fahren wir auf das Schiff und machen es uns im Schiffs-Pub gemütlich. Die Überfahrt verläuft ohne besondere (see subtitle) Vorkommnisse, wobei das Schiff alleine über eine Stunde benötigt, um aus dem tief eingeschnitten Queen Charlotte Sund und Tory Channel in die Cook-Straße zu gelangen. Bei der Einfahrt in den Hafen von Wellington hat man einen schönen Blick über die Hauptstadt von Neuseeland, die sogar so etwas wie kleine Wolkenkratzer hat.

In Wellington unternehmen wir einen Stadtbummel durch die für mich wenig charakteristisch wirkende Stadt. Die Häuser in der Innenstadt bestehen aus einem wirren Mix von verfallenden älteren Backsteinbauten des historischen Wellington und modernen Glas-Stahl-Beton-Bauten der Neuzeit. Auch kommt mir die Stadt deutlich hektischer und mit mehr Autoverkehr vor als bei unserem ersten Besuch in 1996. Bei unserem Stadtbummel kommen wir auch am traditionsreichen "Embassy Theatre"-Kino vorbei, wo am 1. Dezember 2003 der dritte Teil der Herr-der-Ringe-Trilogie (LotR - The Return of the King) uraufgeführt wurde. Auf dem Courtenay Place vor dem Kinotheater steht heute auf der anderen Straßenseite eine dreibeinige Skulptur von WETA Workshop (der Visuellen Effektfirma von Regisseur Peter Jackson), die an dieses für Wellington einmalige Ereignis und an die damit verbundene großartige Leistung der neuseeländischen Filmindustrie erinnert. Der weitere Weg führt uns in die Überreste der Altstadt von Wellington, wo wir uns zum Abendessen einen sehr gemütlichen Irischen Pub aussuchen. Da Wellington selbst über keinen Campingplatz verfügt, fahren wir an diesem Abend noch bis nach Porirua, wo wir einen recht anspruchslosen Zeltplatz für diese Nacht finden.

Sonntag, 13. Januar 2008:

(see subtitle)

Heute wollen wir nur möglichst schnell aus dem sehr urbanen und dicht besiedelten Umfeld von Wellington weiter nach Norden zum Tongariro Nationalpark und Ruapehu kommen. Auf der Fahrstrecke dorthin erwarten uns keine großen Überraschungen bzw. Attraktionen. So fahren wir überwiegend auf dem Highway 1 zum Ruapehu, dem mit seinen 2797m höchstenVulkan Neuseelands, und sind schon gegen 14:30 Uhr am Visitor Center des Nationalparks. Unterwegs ein paar schöne Ausblicke auf den näher kommenden großen Vulkan und seine mit Gletschern und Schnee (und einem Skigebiet) bedeckte Westflanke.

(see subtitle)

Auf dem mitten im Bergwald gelegenen Zeltplatz bekommen wir einen schönen Stellplatz für die kommenden 3 Übernachtungen und fahren anschließend noch mal hoch in das östlich gelegene Skigebiet am Ruapehu zur Talstation des dortigen Sesselliftes. In dessen unmittelbarer Nähe sind wegen des dort vorkommenden schwarzen Vulkan- und Lavagesteins und der bizarren Felsen (see subtitle) viele Szenen für Mordor und die Reise zum Schicksalsberg im Film "Herr der Ringe" gedreht worden, währenddessen die Filmcrew im noblen, viktorianischen Bayview Chateau Tongariro untergebracht war. Der nahegelegene Mt. Ngauruhoe (1972m) verkörpert in LotR den Mt. Doom, den Schicksalsberg aus der "Herr der Ringe"-Trilogie von J.R.R. Tolkien. Man wandelt hier also auf Schritt und Titt auf den Spuren von Frodo, Samwise & Co.

Am Nachmittag schauen wir noch mal im Visitor Center am Campingplatz nach dem aktuellsten Wetterbericht, der für die kommenden Tage gutes Wetter vorhersagt. So lautet der Plan für den kommenden Tag, dass wir den Mt. Tongariro besteigen wollen, der auf ungefähr halbem Wege auf der Tongariro-Crossing-Tour liegt.

Montag, 14. Januar 2008:

Im Jahr 1996 hatten wir mit zwei Freunden die komplette Tongariro-Crossing-Tour unternommen, die das Gebiet rund um die Tongariro-Krater und den Mt. Ngauruhoe von der Mangatepopo Hut bis zur Ketetahi Hut durchquert. Damals hatten wir den eigentlichen Gipfel des Mt. Tongariro (1978m) sozusagen buchstäblich links liegen lassen und hatten uns für die Besteigung des perfekten Kegelvulkans Mt. Ngauruhoe (1972m) entschieden. Der Mt. Tongariro ist gegenüber dem Mt. Ngauruhoe bei weitem kein derart markanter Gipfel. Dadurch wurde die Tour recht anstrengend und wir hatten zum Schluss etwas Mühe, den letzten vom DOC Visitor Center des Whakapapa Village organisierten Rücktransport an der Ketetahi Hut noch zum festgesetzten Zeitpunkt gegen Abend zu erreichen.

(see subtitle)

In diesem Jahr wollen wir es etwas entspannter angehen lassen und nicht auf fremde Logistik angewiesen sein. Von unserem ersten Tongariro Crossing aus 1996 wissen wir auch, dass man nach dem Tongariro Red Crater und den Emerald Lakes die Hauptattraktionen dieser alpinen Gebirgsdurchquerung im Prinzip gesehen hat. Unser Freund Jörg ist das erste Mal in Neuseeland und daher ist ihm die Wegauswahl eigentlich weitgehend egal, denn spektakulär ist eine Wanderung auf dem Tongariro Crossing ohnehin. Um früh vom Campingplatz los zu kommen und Zeitreserven zu haben, stehen wir bereits um 6:30 Uhr auf. Mit dem eigenen Auto fahren wir zum Ausgangspunkt des Tongariro Crossing, dem großen Car-Park unterhalb der Mangatepopo Hut, der von der Straße über eine recht gute Schotterstraße von vielleicht 6-7km Länge zu erreichen ist. Um 8:30 Uhr sind wir vor Ort und starten unsere Tour, was zunächst kein sehr einsames Vergnügen ist. Um diese Zeit starten auch eine Reihe kommerzieller Veranstalter ihre Gruppentouren auf dem Tongariro Crossing Trail, und auf dem ersten Abschnitt ist es mehr eine Gruppenwanderung in Kompaniestärke.

(see subtitle)

Der Wanderweg der Tongariro Crossing Gebietsdurchquerung beginnt auf 1130m Höhe und zunächst geht es erst einmal ca. 1 Stunde recht flach dahin durch spärlich mit Tussockgras und Gesträuch bewachsenes Gelände zur Mangatepopo Hut. Die Hütte ist einer der Stützpunkte, die eine vollständige Umrundung des Vulkanmassivs in ca. 5-6 Tagen ermöglichen. Hinter der Mangatepopo Hut steigt das Gelände dann an und man kommt zum Fuße der sogenannten Devils Staircase, einem steilen und wild zerklüfteten schwarzen Lavafeld, das von einem früheren Ausbruch des Mt. Ngauruhoe übrig geblieben ist. Der steile Aufstieg über dieses Lavafeld bringt uns an den Rand des wieder tellerförmig flachen und mit Sand und Asche angefüllten Tongariro South Craters.

Nach einer Rast durchqueren wir den Tongariro South Crater auf der Tongariro Crossing Route. 1996 sind wir hier rechts hinauf auf den Mt. Ngauruhoe gestiegen - ein recht mühsamer und steiler Aufstieg in ziemlich loser Lava-Asche. Der Abstieg vom Ngauruhoe ist dafür dann zwar staubig aber auch unglaublich schnell bewältigt. Heute lassen wir den Mt. Ngauruhoe rechts liegen und folgen erstmal noch der Standardroute. Nach dem flachen Kraterstück steigt der Weg zum Tongariro-Sattel an, wo er auf der anderen Seite erst zum Tongariro Red Crater weitergeht (see subtitle) und dann steil zu den Emerald Lakes abfällt. Wir entscheiden uns heute aber hier oben am Sattel für den weiteren Aufstieg bis zum eigentlichen Gipfel des Mt. Tongariro, der ca. 1.5km abseits der eigentlichen Tongariro Crossing Route liegt. Der Aufstieg ist vom Sattel aus problemlos und erfolgt sogar in für hiesige Verhältnisse eher festem Vulkangestein. Über zwei Vorgipfel erreichen wir schließlich um 11:45 Uhr den felsigen Lava-Gipfel des Mt. Tongariro (1967m). Der Gipfel bietet einen unvergleichlichen weiten Überblick über das gesamte Vulkanmassiv von den verschiedenen Tongariro-Kratern, dem Mt. Ngauruhoe und dem Mt. Ruapehu.

Nach unserer Mittags-Gipfelrast machen wir uns auf den Rückweg, wollen aber noch einen Abstecher zum Tongariro Red Crater machen, der wegen seiner intensiven dunkelroten Färbung einen spektakulären Anblick bietet. Über den felsigen Grat und die zwei Vorgipfel kommen wir zurück auf den Tongariro-Sattel, den die meisten der Tongariro-Crossing-Aspiranten bereits passiert haben, so dass es auf der Route deutlich ruhiger geworden ist. Nach einer kurzen (see subtitle) weiteren Anhöhe eröffnet sich der tiefe Einblick in den Tongariro Red Crater, der wohl neben den Gipfeln von Mt. Ruapehu und Mt. Ngauruhoe mit das aktivste Zentrum der Vulkanregion ist. Am südlichen Rand des Red Craters öffnet sich eine tief eingeschnittene Vulkanspalte, die von einer früheren Eruption kündet und mit Schwefel und Asche überkrustet ist. Leider kann man von hier oben die Emerald Lakes noch nicht sehen und so steigen wir in einer mit knöcheltiefer loser Asche gefüllte Rinne ca. 100m ab, bis wir auch den Ausblick auf die leuchtend türkis gefärbten Seen genießen können. Wir müssen dann zwar dieselbe Rinne wieder aufsteigen, aber die Bilder und Eindrücke von dieser Vulkanlandschaft sind es wert. Oben am Tongariro-Sattel angekommen, beobachten wir über uns am Himmel ein eigenartiges ringförmiges Halo, wo sich das Sonnenlicht in allen Regenbogenfarben ringförmig in einer Cirruswolke bricht.

(see subtitle)

Dann ist es Zeit für den Rückweg, und wir steigen vom Tongariro-Sattel wieder in den South Crater ab und durchqueren diesen an der Basis des Mt. Ngauruhoe. Gegenüber heute Morgen sind wir nun fast alleine in dem großen Becken des South Crater und der uns umgebenden grandiosen Bergwelt. Der Treck der Tongariro-Crossing-Wanderer ist in die andere Richtung weitergezogen, und so kann man diese Landschaft am späteren Nachmittag auch in Ruhe und für sich allein genießen. Über die Devils Staircase geht es wieder steil hinab, und gegen 16:45 Uhr (see subtitle) sind wir staubig aber glücklich ob der gelungenen Bergtour bei besten Wetterverhältnissen wieder an unserem Auto unterhalb der Mangatepopo Hut. Auf dem Rückweg gibt es zum wiederholten Male Probleme mit Jörgs analoger Kamera, die keinen neuen Film mehr akzeptieren will. Trotz mehrfacher Versuche bleibt das Problem für heute ungelöst, was Jörg ziemlich unglücklich macht. Angesichts des Fortschritts unserer Reise und von Kerstin's und meinen vielen Bildern ist es aber nicht wirklich ein großes Problem. Der Nachmittag und Abend vergeht mit dem Abspülen des Vulkanstaubs, gemütlichem Kaffeetrinken auf dem Campingplatz, Abendessen kochen und einer Flasche guten Neuseeländischen Rotweins. Kerstin und ich schwelgen in Erinnerungen an unsere 1996-er Besteigung des Mt. Ngauruhoe und Mt. Ruapehu. Morgen soll das Wetter zwar etwas wolkiger werden als heute, wir wollen aber trotzdem den Aufstieg auf den Mt. Ruapehu unternehmen, um unserem Freund Jörg auch diesen beeindruckenden und noch aktiven Vulkan zu zeigen.

Höhenmeter: 1089 Hm im Auf- und Abstieg

Low/High: 1130m/1967m

Gehzeit: 8,5 h

Entfernung: ca. 18km

Dienstag, 15. Januar 2008:

Der neue Tag beginnt mit sonnigem Wetter, aber auch mit einer hohen Zirrenbewölkung über dem Ruapehu, die sich aber zum Glück schnell auflöst. Bis zum Nachmittag wird es wieder ein sehr schöner Tag. Erst ab 16-17 Uhr kommt stärkere Bewölkung auf und der Mt. Ngauruhoe wird sich eine Gipfelwolke zulegen.

Wir haben für heute eine Besteigung des Mt. Ruapehu mit seinen 2797m Höhe vorgesehen. Für Kerstin und mich ist es damit schon die zweite Besteigung, nachdem wir 1996 schon einmal auf dem Gipfelplateau des Vulkans standen. Der Mt. Ruapehu ist noch ein recht aktiver Vulkan, der auch noch recht häufig zu explosionsartigen Eruptionen neigt, immer wieder getrennt durch längere Phasen der Inaktivität und scheinbaren Ruhe. Demgegenüber sind seine Nachbarn schlafende Vulkane, denn am Gipfel des Mt. Ngauruhoe gibt es nur ein wenig Schwefelwasserstoffdampf und Fumarolen, der Tongariro schläft schon längere Zeit und auch der (see subtitle) Tongariro Red Crater raucht zwar, ist aber 1896das letzte Mal ausgebrochen. Der Mt. Ruapehu ist da weit aktiver und erstaunlicher Weise immer kurz bevor wir nach Neuseeland kommen. So brach der Ruapehu am 18. und 25. September 1995 heftig aus gefolgt von weiteren kleineren Eruptionen bis Ende November 1995, kurz bevor wir im Februar 1996 in den Tongariro NP kamen. Damals wurde durch die Eruptionen der große Kratersee vollständig entleert und Lahars (Vulkanschlammlawine) ergossen sich auf seiner Ostseite. Als wir 1996 den Ruapehu bestiegen haben, herrschte eine höhere Vulkanwarnstufe, der Vulkankrater stieß große Mengen toxischen Rauches aus, und man konnte die Besteigung nur bei gesicherten und stabilen Windrichtungsverhältnissen unternehmen. Das sonst nach dem Neuseeländischen Winter mit Schnee und Eis bedeckte Hochplateau des Ruapehu-Kraters war durch die gewaltige Eruption und die Verdampfung des Kratersees fast vollständig abgetaut und machte einen verwüsteten Eindruck. Vom Dome Shelter aus konnte man zwar versuchen, in den rauchenden Krater des Ruapehu hinabzublicken, konnte aber in all dem Rauch keinen Grund erkennen.

Dieses Mal war der Ruapehu wieder am 25. September 2007 mit einer hydrothermalen Eruption ausgebrochen. Der Ausbruch war von einem Erdbeben der Stärke 2.9 begleitet. Zum Zeitpunkt des Ausbruchs befanden sich 2 junge Männer am Kraterrand im Dome Shelter. Ein großer Stein durchbrach das Dach des Dome Shelters und klemmte das Bein einer der Männer ein. Der Stein war so groß, dass er von seinem Kameraden nicht bewegt werden konnte. Beide Männer konnten aber durch eine Rettungsaktion gerettet werden. Des Weiteren löste die Eruption wieder zwei Lahars auf der Ostflanke des Berges aus. Man sieht also, dass der Ruapehu durchaus noch ein recht aktiver Vulkan ist. Bei unserer Ankunft herrscht jedoch lt. der Visitor Center Information die niedrigste Vulkanwarnstufe, so dass einer Besteigung nichts im Wege steht.

(see subtitle)

Wir stehen um 7:30 Uhr auf. Irgendwie haben wir uns in Wellington mit unseren Vorräten etwas verkalkuliert. Jedenfalls gibt es heute rationiertes Brot und den letzten Kaffee. Bereits um 8:50 Uhr sind wir nach der Auffahrt über die Straße ins Skigebiet an der Talstation des Sesselliftes, der sogar schon in Betrieb ist. Der Sessellift bringt uns schnell auf eine Höhe von 2022m und verkürzt so unseren Aufstieg deutlich. Nach kurzer Verwirrung wegen eines nach links abzweigenden markierten "Skyline trails" steigen wir unter der Trasse eines der Schlepplifte leicht rechts von der Bergstation des Sesselliftes auf einem Höhenrücken bergan, bis wir das Ende dieses Schleppliftes erreicht haben. Damals in 1996 waren ganze Karawanen von Besuchern zum rauchenden Vulkangipfel unterwegs und Orientierung nicht wirklich ein Problem - auch wegen der massenhaft errichteten Steinpyramiden auf dem Weg zum Gipfel. Dieses Jahr sind wir im Aufstieg bis auf ein schweizer Ehepaar alleine, die Erinnerung ist mehr als 10 Jahre alt und die Landschaft hat sich verändert.

Aber wir sind auf der richtigen Route. Am Ende des aus abgeschliffenen, stark vom Eisengehalt rötlich gefärbten Steinblöcken bestehenden Höhenrückens erreichen wir eine Rinne mit einem mäßig geneigten Schneefeld. Im Zickzack stapfen wir den an der Oberfläche schon etwas aufgeweichten Schnee hinauf. Steigeisen haben wir ja keine dabei. Aber es wird nicht zu steil. (see subtitle) Mitten auf dem Schnee finden wir mehrere bis zu faustgroße Brocken aus reinem gelbem Schwefel oder mit geschmolzenen Schwefelanbackungen. Wir sind hier noch mindestens einen Kilometer vom eigentlichen Krater des Ruapehu entfernt, diese Schwefelbrocken können aber eigentlich nur auf dem Luftweg hierher gelangt sein. Am oberen Ende des Schneefeldes erreichen wir ein aus grobem Geröll und Asche bestehenden Hang, dessen Besteigung recht mühsam ist, der uns aber direkt bis an den Rand des alten Kraterringes und des Gipfelplateaus bringt. Der Ruapehu hat nämlich nicht einen klar definierten Gipfel. Vielmehr ist sein Gipfel irgendwann einmal weggesprengt worden und es ist ein ringförmiger Kraterrand mit mindestens 5 markanten Erhebungen, von denen der Tahurangi mit 2797m im Süden des Kratersees die höchste ist und als eigentlicher Gipfel des Mt. Ruapehu angesehen wird. Das Kraterplateau ist angefüllt mit Asche, Felsentrümmern, Eis und Schnee.

(see subtitle)

Über einen Grat mit zwei kleinen Erhebungen erreichen wir den Aschehügel mit dem Dome Shelter (2672m) gut 150m oberhalb des in diesem Jahr wieder existierenden Kratersees. Der Kratersee hat eine bizarre giftig-türkise Farbe, dampft und seine Oberfläche ist in ununterbrochener wallender Bewegung, d.h. das Wasser im See ist im Prinzip permanent am Kochen und wahrscheinlich ziemlich sauer vom Ph-Wert her. Selbst aus der Entfernung vom Dome Shelter kann man deutlich den schwefelgelben Uferring von Schwefelablagerungen rund um den See und die auf dem See treibenden großen Schwefelbrocken erkennen. Oben am Dome Shelter liegt ein solches vielleicht 10x15cm großes Stück von Schwefel in Reinform, das ich als Erinnerungsstück mitnehme.

(see subtitle)

Hier am Dome Shelter und Crater Lake machen wir unsere Mittagsrast und genießen den Blick auf die ungewöhnliche Vulkanlandschaft. Auch gelingt vom Kraterrand aus ein 360-Grad- Panorama aus der freien Hand vom Gipfelplateau, dem Kratersee und dem Kraterrand mit den Ruapehu-Gipfeln. Von Norden grüßen Mt. Ngauruhoe und Mt. Tongariro herüber. Dann beginnen wir unseren Abstieg. Zunächst folgen wir wieder dem Gratverlauf zum Durchstieg durch den Ruapehu-Kraterrand und weiter über das bröselige Geröllfeld. Gegenüber unserer (see subtitle) Aufstiegsroute halten wir uns dann aber weiter links, um von den noch zahlreich vorhandenen Schneefeldern in den Rinnen im Abstieg maximal profitieren zu können. Dabei geraten wir auf einer hohen Felsenrippe einmal in unwegsames und zu steiles Klettergelände und müssen noch mal einen kurzen Weg wieder aufsteigen, ehe sich an der linken Seite der Felsen ein kletterbarer Abstieg auf das nächste Schneefeld findet. Weiter unten entdecken wir in einem der steileren Schneefelder sogar eine ca. 50cm breite Spalte. Die Schneefelder bringen uns aber zügig bis ca. 200 Höhenmeter über die Bergstation des Sesselliftes. Der Restabstieg erfolgt über kompakte Basaltfelsen. Der Sessellift bringt uns wieder hinunter zum Parkplatz, wo es zunächst noch ein Eis auf unsere erfolgreiche Vulkanbesteigung gibt. Jörg ist uns dankbar, dass wir diesen Berg mit und für ihn auch ein zweites Mal bestiegen haben - aber ein so interessanter aktiver Vulkan wie der Ruapehu ist das allemal wert.

Der aktuelle Wetterbericht im Visitor Center für die kommenden Tage sagt auch weiterhin schönes Wetter voraus. Es wird einer der sonnenreichsten aber auch trockensten neuseeländischen Sommer seit langer Zeit. Wir nehmen Abschied vom Tongariro NP. Morgen geht es zu den Geysiren und heißen Quellen.

Höhenmeter: 748 Hm im Auf- und Abstieg

Low/High: 2017m/2672m

Gehzeit: 5 h

Mittwoch, 16. Januar 2008:

Nun sind wir nur noch 4 Tage in Neuseeland. Die Hauptattraktionen unserer Reise haben wir alle bei sehr gutem Wetter erleben können und unseren "Schlechtwetter-Reservetag" bisher nicht gebraucht. Nun können wir uns überlegen, was wir am Ende der Reise noch kurzfristig in die kommenden zwei Tage einbauen können. Wir fahren daher heute vom Whakapapa Village am (see subtitle) Mt. Ruapehu nach Whakatane an der Ostküste der Nordinsel. Unterwegs in Turangi machen wir Stopp an einem Info-Point und erkundigen uns nach Möglichkeiten, an einem Ausflug mit dem Schiff von Whakatane nach Whakaari/White Island teilzunehmen. Zu unserer Verwunderung ist eine solch kurzfristige Buchung für die Schiffsfahrt mit Landgang zu Neuseelands aktivstem Vulkan kein Problem und wir erstehen 3 Tickets für den Donnerstag (also morgen) zu 160,-NZ$ pro Person. 1996 hatten 2 Freunde von uns von Rotorua aus einen Rundflug im Kleinflugzeug nach White Island unternommen und waren völlig begeistert. Kerstin und mir war damals in 1996 der Flug zum Einen zu teuer und zum Anderen ist es noch einmal ein anderes Erlebnis, White Island zu Fuß betreten zu können. Heute Abend sollen wir zwischen 7-8 Uhr noch mal die Schiffsagentur anrufen, ob die Fahrt bei dem momentan noch recht hohen Wellengang auf See auch stattfinden kann, denn ca. 1/3 aller Fahrten nach White Island muss wegen der Wetterverhältnisse und der Bedingungen auf See ausfallen.

(see subtitle)

Im Anschluß fahren wir nach Rotorua, Neuseelands größtes und aktivstes Thermalgebiet. Schon in 1996 hatten wir hier das Whakarewarewa Thermal Valley und Hells Gate besucht. Dieses Mal sehen wir uns die Wai-o-tapu Thermal Area an. Hier gibt es zwar keine Geysire, dafür aber unzählige heiße Quellen, Mudpools, Sinterterrassen und Fumarolen mit bis zu 25cm großen Schwefelkristallen und -ablagerungen. Besonders schön - aber auch sauer und giftig - sieht der farbenfreudige Champagner Pool aus, dessen Wasser in türkis, gelb und orange leuchtet, was im Allgemeinen auf Algen und Bakterienkolonien zurückzuführen ist, die sich in diesem sauren Milieu ansiedeln. Einer der Pools einer heißen Quelle sondert so toxischen Dampf ab, dass Vögel, die dicht über die Wasser- oder Säureoberfläche des Pools fliegen, betäubt abstürzen und im Pool treiben. Eine ziemlich ungesunde Gegend.

(see subtitle)

Weiter geht's nach Whakatane, ohne dass wir uns unterwegs noch groß aufhalten, auch wenn das ganze Gebiet rund um Rotorua gespickt ist mit derartigen geothermalen Attraktionen. In Whakatane beziehen wir einen schönen Zeltplatz am Ufer des Whakatane River, wo wir unsere Zelte unter einem großen Baumfarn aufbauen. Im Info-Point von Whakatane erkundigen wir uns noch nach der vorletzten Attraktion unserer Reise, die insbesondere für Kerstin sehr wichtig ist - dem Drehort von Hobbiton im Film "Herr der Ringe", der auf einer abseits gelegenen Farm in der Nähe von Matamata auf dem Weg nach Auckland gelegen ist und wo täglich Führungen durch das Land der Hobbits stattfinden.

Dann fahren wir zum Baden im Pazifik an den Ohope Beach. Dieser liegt im Osten von Whakatane auf einem Sandhaken und ist ein kilometerlanger und ca. 40m breiter perfekter Sandstrand. Das Wasser des Pazifiks hat hier über 20 Grad und es herrscht starke Brandung. Der Ohope Beach fällt aber nur ganz allmählich ins Wasser ab, und selbst über 100m vom Strand geht einem das Wasser nur bis zur Hüfte, von den großen Brandungswellen weiter draußen einmal abgesehen, wo man sich heute nicht unbedingt hinwagen sollte. Schon im hüfttiefen Wasser ist die Unterströmung, die vom Strand von den auflaufenden Wellen am Meeresboden zurückläuft, deutlich spürbar. Insbesondere ich habe da 1996 am Hot Water Beach auf Coromandel eine unangenehme Erfahrung machen müssen, als ich mit unserem Freund ca. 20 Minuten mit voller Anstrengung und höchster Schwimmfrequenz gegen eine solche starke Unterströmung angeschwommen bin, um aus der Brandungszone wieder ans Ufer zu gelangen und wir uns schon überlegt haben, was wir machen können, wenn wir es aus eigener Kraft nicht wieder an den Strand schaffen. Völlig ausgepumpt sind wir damals dann nach diesen endlos erscheinenden 20 Minuten doch wieder auf den Strand gekommen. Aber hier am Ohope Beach können wir wegen des sehr flachen Strandes ganz beruhigt mit den hohen Brandungswellen spielen und es ist ein großer Spaß und eine willkommene Abwechslung.

Abends tätigen wir unseren Anruf bei der Schiffsagentur. Aber wie wir ja beim Baden selbst gesehen haben, herrscht momentan noch sehr starker Wellengang mit bis zu 3m hohen Wellen und langer Dünung. So bleibt die Durchführbarkeit des Unternehmens nach White Island bis morgen früh offen. Der Start wird schon mal um eine Stunde auf 10:30 Uhr verschoben, um dem Ozean eine Chance zu geben, sich bis dahin etwas zu beruhigen, denn der Wind hat schon seit Stunden nachgelassen. Hoffen wir also, dass die Fahrt stattfinden kann.

Donnerstag, 17. Januar 2008:

Die Nacht war recht ruhig, aber immer noch etwas windig - aber schließlich sind wir hier ja auch an der See. Nach dem Frühstück rufen wir wieder bei unserem Schiffsreiseunternehmen an und die kurze und gute Nachricht lautet "The tour will go ahead". Nur der Starttermin bleibt bei 10:30 Uhr. Pünktlich finden wir uns am Büro von White Island Tours am Strand von Whakatane ein, das eine Mischung aus Bar-Cafe, Touristen-Souvenir-Laden und Schiffsanleger ist. Hier werden wir aktenkundlich mit persönlicher Unterschrift über die Chancen und Risiken des Landungsunternehmens, die Landungsbedingungen mit Schlauchbooten an einer teilweise zerstörten Mole und die Haftungsausschlüsse des Schiffsreiseunternehmens belehrt. Dann schiffen wir uns zusammen mit vielleicht noch 75 weiteren Touristen auf der "Pee Jay V" ein, und die Fahrt geht los. Das Schiff ist mit seinen 2 Decks ziemlich groß und die Passagiere verteilen sich an Bord. Irgendwie instinktiv suchen wir uns Sitzplätze auf dem freien Achterdeck des Schiffes, wo man zum Einen vor dem Fahrtwind geschützt ist aber auch die Schiffsbewegungen am wenigsten spürbar sind, wie sich im weiteren Verlauf der Reise zeigen wird. Das Schiff wird von 2 jeweils 750 PS starken Motoren angetrieben und kann damit eine maximale Geschwindigkeit von 20 Knoten (ca. 37km/h) Fahrt entwickeln.

(see subtitle)

Heute Morgen haben wir auf See zwar sonniges Wetter und deutlich weniger Wind als gestern, aber immer noch eine langwellige Dünung aufs Festland mit bis zu 3-4m hohen Wellen. Bei der Fahrt des Schiffes gegen die Wellen kämpft sich das Schiff immer einen langen Wellenberg hinauf, um dann plötzlich auf der anderen Seite stark durchzusacken. Beim schrägen Anschneiden der Wellenkämme kommt dann noch eine dreidimensionale Bewegungskomponente in seitlicher Richtung dazu. Und so füllt sich nach ca. 30 Minuten Fahrt das Achterdeck mit Seekranken und die Stewards und Stewardessen der Crew haben alle Hände voll zu tun. Die Überfahrt von 48km dauert ca. 2 Stunden und ungefähr nach der Hälfte der Fahrt ziehe ich es vor, mich an die seitliche äußere Reling bzw. aufs Vorderschiff zu begeben, da der Fahrtwind, der sichtbare Horizont und die Vorhersehbarkeit der Schiffsbewegung Seekrankheit nicht so leicht aufkommen lässt. Auch vermeidet man hier den Anblick der anderen seekranken Passagiere verbunden mit dem einhergehenden Geruch von Erbrochenem.

Nach ca. 1,5 Stunden sichtet der Skipper 2 oder 3 Minkwale seitlich des Schiffes, eventl. ein Muttertier mit einem Jungen. Aber sie sind ziemlich schnell und kommen nicht weit aus dem Wasser, so dass man nicht viel mehr als einen etwa 6-8m langen Tierrücken im Meer ausmachen kann. Fotografieren lohnt sich nicht wirklich. Zumal verstärkt das Rollen des Schiffes in der Ozeandünung bei gedrosselten Maschinen noch das Gefühl der Seekrankheit. Zum Glück legt sich das bei uns wieder, als der Skipper wieder volle Fahrt aufnimmt und wir kurze Zeit später die Anlegebucht von White Island erreichen.

(see subtitle)

Wegen der alten, teilweise zerstörten Mole erfolgt das Anlanden per Schlauchboot, besetzt jeweils mit 8 Touristen und in unserem Fall einem russischen Crew-Mitglied am Außenboarder. Dann an der Mole zweimal kräftig zupacken und fix über 5-6 Boulder klettern, die von Zeit zu Zeit vom Meer überspült werden und man steht an Land von White Island. Mit ein wenig Unterstützung der sehr freundlichen Crew meistern alle das Anlandemanöver. Vor dem Anlanden haben wir alle noch einen Schutzhelm und eine einfache Atemmaske bekommen sowie Instruktionen, wie man sich bei Erdbeben, Vulkanausbruch und möglichen Erdrutschen von den Kraterrändern zu verhalten hat. Täglich soll es hier schließlich 8-10 leichte Erdbeben oder Erdstöße geben.

(see subtitle)

White Island ist eine kleine Insel mit vielleicht 2km Durchmesser und mit der höchsten Erhebung des Mt. Gisborne mit 321m. Die Insel ist heute unbewohnt und in Privatbesitz. In den Jahren 1880-1930 wurde auf der Insel mehrfach Schwefel abgebaut, wovon noch Ruinen und stark korrodierte Maschinenreste der Schwefelfabrik am Anlandungspunkt zeugen. 1914 wurde die Schwefelproduktion abrupt gestoppt, als ein Teil des westlichen Kraterrandes kollabierte, ein Lahar auslöste und sowohl die Schwefelfabrik zerstörte als auch die 10 Arbeiter tötete. Dieses Ereignis drückte auch die südöstliche Kraterwand heraus und öffnete den Krater von White Island auf dieser Seite zur See. Danach gab es noch weitere Versuche, die Schwefelproduktion wieder aufzunehmen. Doch nach 1930 wurde die Produktion wegen fehlender Rentabilität nicht weiter fortgesetzt. Besonders aktiv war der White Island Vulkan zuletzt in den Jahren 1976 bis 1983, Eruptionen mit großem Ascheausstoß erfolgten aber auch noch in den Jahren 2000 und 2001. Heute ist White Island hauptsächlich von dem großen kochenden Kratersee (Durchmesser ca. 300m) im hinteren Teil des Kraterbodens, starken Fumarolen und Schwefelkristallen/-ablagerungen geprägt. Der Kratersee ändert innerhalb weniger Wochen seinen Wasserspiegel um +/-10-15m und läuft von Zeit zu Zeit auch über und entwässert dann in die See.

(see subtitle)

In Gruppen zu je 23-25 Touristen beginnen wir in Begleitung von 2 Crew-Mitgliedern unseren Inselrundgang. Die vulkanische Aktivität ist überall deutlich sichtbar. So gibt es auf der südwestlichen und östlichen Seite der Kraterwände starke Fumarolen, die 100m hohe Dampfwolken ausstoßen. Kleinere Steam Vents mit großflächigen Schwefelausblühungen, z.T. in sehr schöner und bizarrer Kristallform, sind überall zu sehen. Auch die Bodentemperatur des Kraterbodens ist deutlich höher als normal, vielleicht so bei 40-45 Grad. Am hinteren Ende des Kraterbodens kommen wir zum Kratersee. Vor einem Jahr war der See nahe am Überlaufen, hatte vor nur 6 Monaten seinen tiefsten Wasserstand bei geschätzten 10-15m unter seinem (see subtitle) Uferrand erreicht und ist seitdem wieder am Ansteigen. Auf dem Rückweg kommen wir erst an einer weiteren sehr aktiven Fumarole vorbei und dann noch an einem sehr eisenhaltigen Bachlauf. Dieser zeigt durch die Schwefel- und Eisenverbindungen und die Kristallausfällungen eine extrem bunte Färbung in gelben, orange, ocker und roten Farbtönungen. Wir werden aufgefordert, das Wasser zu probieren, was wir ohne Schaden zu nehmen auch tun. Letztes Highlight auf dem Rundgang über White Island sind die Ruinen der ehemaligen Schwefelfabrik. (see subtitle) Das Gestein der Insel wurde abgebaut, hier in der Fabrik in mit Kohle befeuerten Kesseln stark erhitzt. In einem Rohrtrockner wurde der Schwefel dann offenbar als Granulat abgeschieden. Die Korrosion an den verbliebenen Maschinenteilen zeigt die Aggressivität der hiesigen Atmosphäre und Vulkangase. Selbst Baumwolle wird schnell angegriffen und die sich hier täglich aufhaltende Crew der Schiffe verwahrt ihre Sprechfunkgeräte in gasdichten Schutztaschen, denn die Elektronik würde ansonsten innerhalb weniger Wochen Schaden nehmen.

(see subtitle)

Wieder am Strand angekommen schiffen wir uns wieder per Schlauchboot-Manöver ein. Gegen 14:30 Uhr sind alle wieder wohlbehalten an Bord, und wir bekommen unseren Lunch. Der Skipper dreht noch eine Runde um das Süd- und Westende der Insel und zeigt uns die auf einem höhergelegenen Felsenplateau gelegene große Vogelkolonie und die Überreste der Bergbautätigkeit. Dann gegen 15:15 Uhr dreht er die beiden mächtigen Motoren des Schiffs wieder voll auf und nimmt Kurs auf Whakatane. Da das Schiff jetzt mit und nicht gegen die (see subtitle) Ozeanwellen läuft, verläuft die Rückfahrt um vieles ruhiger und die Rate der Seekranken liegt dieses Mal nahe bei Null. Kerstin sichtet eine Haifischflosse und da die Crew der Sichtung zustimmt, ist es wohl auch ein Hai gewesen.

Nach einem sehr schönen und erlebnisreichen Tag landen wir gegen 16:15 Uhr wieder in Whakatane an. Im Info-Point versuchen wir noch die Abflugzeit unseres Fluges nach San Francisco zu bestätigen, der im Internet verfügbare Flugplan reicht aber erst bis zum 18.01.2008. Nach kurzem Aufenthalt auf dem Campingplatz geht es dann nach Whakatane zum Fisch essen - schließlich sind wir direkt am Pazifik. Im gut gefüllten Restaurant "The Wharf Shed" bekommen wir einen Tisch und genießen wunderbar zubereiteten und wohlschmeckenden frischen Seefisch, lokal gebrautes Schwarzbier und Live-Musik. Eine stimmungsvolle Hafengaststätte mit guter Küche.

Freitag, 18. Januar 2008:

Kerstin wirft uns schon früh aus den Federn, da heute die Besichtigung des Filmsets von Hobbiton aus dem "Herrn der Ringe" in Matamata ansteht und sie als echter Fan schon ganz aufgeregt ist. Auch war es heute unsere letzte Nacht im Zelt und Dank der morgendlichen Sonne können wir alles trocken einpacken. Auch entsorgen wir schon mal den nun nicht mehr benötigten Küchenhausstand. Wir haben gut gewirtschaftet und nur wenige Dinge übrig behalten. Heute Abend übernachten wir in Auckland in einer Lodge.

(see subtitle)

Dann starten wir zur Fahrt von Whakatane nach Matamata und weiter nach Auckland. Die Fahrt dorthin ist wenig spektakulär. In Matamata angelangt ist der Info-Point schon deutlich als die gesuchte Anlaufstelle für die Touren nach Hobbiton zu erkennen, da man die Eingangstür in der Form einer Tür eines typischen Hobbit Holes gestaltet hat. Unser Freund Jörg schüttelt über uns nur den Kopf, denn er kennt weder das Buch vom "Herrn der Ringe" noch die 3 Filme. So bringt ihm das Ganze relativ wenig. Während wir nach erfolgtem Ticketkauf schon ganz gespannt auf unsere Filmset-Tour sind, wird er sich die Zeit unserer ca. 2 Stunden dauernden Führung im aufregenden Kleinstädtchen Matamata vertreiben müssen.

Mit einem etwas klapprigen Bus geht es vom Zentrum von Matamata ca. 15km nach außerhalb auf das Gelände der Schaffarm der Familie Alexander. Peter Jackson und seine Location Scouts haben diese Stelle für das Set von Hobbiton ausgewählt, weil die Landschaft zum einen hier recht typisch das widerspiegelt, was J.R.R. Tolkien in seinem Buch als Hobbiton / das Auenland / The Shire beschreibt. Und zum anderen ist das Gelände der Farm mit einem riesigen alten Baum so gelegen, dass vom Drehort mit einigen wenigen kosmetischen Maßnahmen (2 mit künstlichen Büschen kaschierte Wellblech-Scheunen) tatsächlich keinerlei Anzeichen von moderner (see subtitle) Zivilisation zu erkennen sind - keine Eisenbahnlinie, keine Telegrafendrähte, keine Hochspannungsleitung, keine Asphaltstraßen, wirklich nichts. Das Einzige, worauf Peter Jackson somit beim Dreh in Hobbiton zu achten hatte, waren Kondensstreifen von Flugzeugen am Himmel.

Das Set von Hobbiton wurde ursprünglich in akribischer Arbeit von der Neuseeländischen Armee, Gartenbaufirmen und der Filmproduktionsfirma nur für eine kurze Standzeit errichtet, wobei auch viel Gipskarton beim Bau der Hobbit Holes zum Einsatz kam. Nun schreiben wir aber schon das fünfte Jahr nach der Erstaufführung des 3. Teils von LotR und der Besucheransturm auf Hobbiton ist ungebrochen. Da damit niemand gerechnet hat, wurden die Hobbit Holes noch einmal in etwas stabilerer Ausführung errichtet. Und so kann man sie heute besichtigen. Vom Set sind heute noch 16 der Hobbit-Wohnungen übrig, wobei am Set das Innere der Hobbit-Wohnungen nicht ausgestaltet wurde, sondern hierfür Studioaufnahmen an anderen Studio-Sets gemacht wurden. Was man aber auch noch sehr gut wiedererkennt, ist die Festwiese von Bilbo's Geburtstag, der große Baum unter dem Bilbo seine Geburtstagsrede hält, der Dorfteich sowie ein Teil der Wege und Vorgärten der Hobbit-Wohnungen.

Die Führerin unserer Gruppe ist sehr engagiert und lustig. Sie kann mit einer Unmenge von Erzählungen und Anekdoten über die Dreharbeiten von Peter Jackson und seiner Film-Crew an den drei Teilen von LotR aufwarten. Z.B. vom Bau der Kulissen, dem engen Verhältnis von Peter Jackson zu dem Eigentümer der Farm - den 3 Brüdern Alexander, zum Catering der Stars während der Dreharbeiten, etc. So erzählt sie zum Beispiel folgendes: Im Film LotR gibt es an der Mühle am Dorfteich eine steinerne Rundbogenbrücke. Am Set wurde diese Brücke am Ablauf des vorhandenen Teiches aus Styropor errichtet und von den Kulissenbauern täuschend echt durch Zurechtschnitzen der Styroporblöcke und mit Farbe gestaltet, dass man sie im Film für eine Steinbrücke halten kann. Es war aber nie vorgesehen, dass im Film tatsächlich jemand über die Brücke fährt. Eines nachmittags kommt einer der Gebrüder Alexander mit seinem Pickup- Truck auf das Filmset gefahren und lässt sich auch durch hektisches Gestikulieren und lautes Rufen nicht aufhalten. Er sieht den angelegten Fahrweg und die Brücke und fährt mit seinem gut 1.5 Tonnen wiegenden Truck über die Styroporbrücke. Die Film-Crew hält die Luft an - aber die Brücke hält! Daraufhin entscheidet sich Peter Jackson zu einer Änderung des Drehbuches und lässt im Film LotR nun Gandalf bei seiner Ankunft in Hobbiton zu Bilbos Geburtstagsfeier mit seinem Pferde-Karren über die Brücke fahren.

Dann fragt sie uns, wer von uns Bilbos Geburtstagsrede unter dem Baum auswendig rezitieren kann. Wir können es nicht. Aber sie hatte in den 5 Jahren ihrer Führung schon mindestens 12 Leute dabei, die die ganze Rede fehlerfrei drauf hatten. Ein anderes Mal hatte sie eine Führung (see subtitle) für ca. 25 junge Leute aus Auckland. Sie kamen alle als Auenland-Hobbits verkleidet und hatten einen Kassettenrekorder dabei. Als sie mit der Führung anfangen wollte, stürmte die ganze Gruppe aus dem Bus, stellten unter dem Baum auf der Festwiese den Kassettenrekorder an, tanzten zu "Hobbit-Musik" ca. eine 3/4 Stunde ausgelassen, stiegen dann wieder in den Bus ein und sagten ihr, man könne jetzt wieder zurückfahren. Die eigentliche Führung interessierte sie überhaupt nicht. Sie wollten nur einmal auf der Hobbit-Festwiese selber feiern. Nach insgesamt 1 3/4 Stunde sehr unterhaltsamer Führung bringt uns der Bus wieder nach Matamata zurück, wo uns der sich schon langweilende Jörg sehnsüchtig erwartet. Nach einem Pancake&Berries-Mittagessen machen wir uns auf das letzte Stück unserer Tour auf dem Weg von Christchurch nach Auckland. In teils eintöniger Farmlandschaft und in dichter werdendem Verkehr - es ist Freitag Nachmittag - erreichen wir gegen 16:00 Uhr Auckland und die von uns vorgebuchte Kiwi-Lodge in der Nähe des Flughafens. Wir entladen das Auto komplett und packen in einem warmen Zimmer ohne Klimaanlage im Schweiße unseres Angesichts unsere Rucksäcke flugfertig um.

Dann geht es traditionell zum Abschlußdinner unserer Urlaubsreise nach Downtown Auckland. Nach einem nur kurzen Stadtbummel finden wir im Hafenviertel von Auckland ein schönes Restaurant mit beispielhafter Aussicht auf den Hafen und die Stadt, wo wir auf unsere gelungene 4-wöchige Urlaubsreise quer durch Neuseelands schönste Gegenden mit einer Flasche Neuseeländischem Rotwein anstoßen.

Samstag, 19. Januar 2008 (1. Teil):

Heute ist unser Abreisetag, aber unser Rückflug nach Frankfurt (Main) über San Francisco geht erst am Abend. So haben wir noch den ganzen Tag Zeit, uns Auckland anzusehen. Nach einem etwas kargen Frühstück in unserer preiswerten Lodge fahren wir mit unserem Auto wieder nach Downtown und finden nach einigem Suchen einen Parkplatz in der Tiefgarage des Skycenters (see subtitle) gleich unterhalb des Skytowers (5h = 30NZ$, Samstagstarif). Dieser Fernsehturm war 1996 gerade im Bau und nur bis kurz unterhalb der Aussichtsplattform fertig gestellt. Da es früh weniger diesig ist und so die Aussicht optimal, beschließen wir, zunächst erst einmal gleich auf den 328m hohen Aussichtsturm hochzufahren, um uns die Stadt von oben anzuschauen. Oben auf der auf 192m Höhe gelegenen Aussichtsplattform gibt es mehrere Stellen, an denen dicke Plexiglasplatten in den Fussboden eingelassen sind, die recht ungewöhnliche Tiefblicke auf die weit unter uns liegenden Straßen gestatten. Einem Vater bleibt fast das Herz stehen, als seine kleine Tochter sich auf die Glasplatte stellt und anfängt darauf herumzuspringen. Aber die Plexiglasplatten sind mindestens 15cm dick und halten wahrscheinlich das mehrfache Gewicht eines Elefanten aus. Aber es ist insbesondere für Erwachsene eine gewisse Überwindung, sich auf die Glasplatte zu begeben. Reine Kopfsache und Kinder denken über so etwas nicht nach. Man könnte sich auch hier oben in einen Klettergurt einbinden lassen und sich dann geführt an 2 Drahtseilen von der Plattform des Skytowers in die Tiefe stürzen - Neuseeländer pflegen verrückte Hobbies. Ansonsten ist die Fernsicht sehr gut und der Überblick über Auckland mit Hafen, Hafenbrücke, Downtown und die über die Stadt verstreuten 48 nicht mehr aktiven Vulkanhügel optimal.

(see subtitle)

Nach dem Besuch auf dem Fernsehturm von Auckland suchen wir das nahegelegene IMAX- Kino. Dies ist aber eine Enttäuschung, denn hier laufen z.Zt. nur noch am Abend gängige Blockbuster, aber keine der typischen IMAX-Filme mehr. Eine Schrecksekunde bereitet uns der Absturz meiner Pentax-Digitalkamera K10D aus der nicht geschlossenen Bereitschaftstasche aus ca. Hüfthöhe auf den Asphalt. Aber ich habe offenbar großes Glück, denn die Kamera übersteht diesen Flug ohne erkennbare Beschädigung und ist auch danach voll funktionsfähig. Wir (see subtitle) bummeln noch ein wenig über die Queens-Street und suchen uns in einer Seitenstraße ein Mittagessen., ehe wir noch einmal den (Yacht-)Hafen anstreben. Hier liegt sogar die große Renn- Yacht des Emirates-New Zealand-Teams vom America's Cup. Auf der Rückfahrt in unsere Lodge, wo wir tagsüber auch unser Gepäck deponiert hatten, statten wir noch dem mit seinen 192m höchsten Vulkanhügel der Stadt einen Besuch ab, dem Mt. Eden. Auf diesen kann man mit Auto auf einer engen gewundenen Serpentinenstraße bis ganz nach oben fahren und hat von hier aus noch einmal einen sehr schönen Blick über Auckland. Eine Bronzeplatte am Gipfel weist nach Frankfurt eine Entfernung von 18.170 km aus - unser nächstes Reiseziel. Gegen 15:30 Uhr laden wir in der Lodge unser Gepäck wieder ein und geben anschließend ohne Probleme bei Maui am Flughafen unseren Ford Falcon ab. Wir sind damit in den 4 Wochen in Neuseeland 3620 km gefahren. Das Auto war für unseren Zweck bestens geeignet, wenn auch ein typischer amerikanischer Stationwagon und nicht unbedingt ein automobiles Schmuckstück. Aber er hat seine Aufgabe souverän bewältigt.

Der Shuttle-Bus von Maui bringt uns unverzüglich zum Flughafen, wo wir auch bald einchecken können. Im Cafe des Flughafens gibt es für die letzten NZ-$ noch Cappucino, Muffins und Brownies. Dann geht's durch die Flugsicherheitskontrolle. Aufregung kommt noch einmal auf, als mein Name ausgerufen wird. In Begleitung einer Stewardess werde ich in die Abteilung "Level 4 - Dangerous Goods" gebracht, wo zwei Officer meine Kocherbenzinflasche aus meinem Rucksack zu sehen wünschen. Der Geruchstest verläuft aber negativ, da ich die MSR- Benzinflasche ausgiebig mit Geschirrspülmittel behandelt und anschließend auslüften lassen habe.

(see subtitle)

Um ca. 19:40 Uhr startet unsere moderne Boeing 777 der Air New Zealand in Richtung San Francisco, wo wir nach 12,5 h Flugzeit paradoxer Weise gegen 11:00 Uhr früh am selben Kalendertag, dem 19. Januar 2009, ankommen sollen. Mit Überfliegen der Datumsgrenze bekommen wir die Zeit zurück, die wir auf dem Hinflug nach Osten "verloren" haben. Über Auckland sind seit heute früh Wolken aufgezogen und so durchbrechen wir beim Start recht schnell die Wolkendecke und ein letzter Blick zurück auf Auckland bleibt uns so verwehrt. Nun sind wir ganz gespannt auf die Imigration bzw. Transit-Prozedur der Amerikaner, denn für den Umstieg in unseren Anschlussflug nach Frankfurt (Main) haben wir nur 2 Stunden Zeit.

Samstag, 19. Januar 2008 (2. Teil):

Die Maschine landet pünktlich in San Francisco und wie befürchtet, dürfen wir für unseren knapp 2-stündigen Aufenthalt in den Vereinigten Staaten von Amerika eine vollständige Imigration Procedure mit Fingerabdruck-Scanner und digitaler Bilderfassung durchlaufen. Von Transitpassagieren hat man in den USA offensichtlich noch nichts gehört. Zum Glück ist das Homeland Security Department in San Francisco deutlich besser organisiert als in Washington, wo ich für meine letzte Imigration auf einer Dienstreise geschlagene 3,5 Stunden in einer Warteschlange vor dem Imigration-Desk zugebracht habe und den Anschlussflieger nach Atlanta natürlich verpasst hatte. Nach einer reichlichen Stunde sind wir schon wieder in der Flugsicherheitszone unseres neuen Abflug-Gates. Auch unser Gepäck hat es bis hierher geschafft, denn wir müssen es manuell durch den amerikanischen Zoll bringen. Um 14:00 Uhr geht es mit einer Boeing 747 der United Airlines weiter auf die Vollendung unserer Weltumrundung nach Frankfurt (Main). Nach einem weiteren 11-Stunden-Flug und 3 "Ehrenrunden" über Frankfurt wegen schwieriger Anflugbedingungen bei starkem Wind erreichen wir am Sonntag gegen 10:30 Uhr wieder deutschen Boden, wo schon unser Auto im Parkhaus auf uns wartet und uns sicher nach Chemnitz zurückbringt. So geht eine wundervolle 4-wöchige Urlaubsreise in eines der fernsten und schönsten Länder dieser Erde zu Ende, die uns sicher lange in Erinnerung bleiben wird.

Story written by Thomas & Kerstin Frank, Holzkirchen, Bayern, 31. März 2009, last updated: 03.04.2009.